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Endspurt für den Hauptbahnhof

Von Christian Mayr

Politik

Vor der Teileröffnung im Dezember stehen wichtige Weichenstellungen an.


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Wien. Am 12. Juni 2007 erfolgte mit ohrenbetäubendem Presslufthammer-Gedröhn der Startschuss für das größte Infrastrukturprojekt Wiens. Heuer wird es nun ernst für den neuen Hauptbahnhof - nicht nur, dass in knapp elf Monaten die ersten Bahnsteige eröffnet und die ersten Züge ein- und durchfahren werden, gibt es in diesem Jahr auch bedeutsame weitere Ereignisse des Milliardenprojekts. Die "Wiener Zeitung" gibt einen umfassenden Ausblick auf eines der wichtigsten Jahre für den Wiener Hauptbahnhof.

Betriebsstart Hauptbahnhof: Am 9. Dezember 2012 beginnt eine neue Zeitrechnung in der heimischen Eisenbahngeschichte: Es werden zwar zunächst nur fünf Gleise mit vier Bahnsteigkanten (bei einem Durchfahrtsgleis) in Betrieb genommen, womit allerdings der Auftakt für den vielzitierten Durchgangsbahnhof geschafft ist. Von den geplanten 250 Nah- und Regionalverkehrszügen, die vom derzeitigen Ostbahnhof-Provisorium an den Hauptbahnhof verlegt werden, werden einige auch gleich weiter nach Meidling auf die Südbahn verlängert.

Vorplatz Süd: Der Hauptzugang zu den Bahnsteigen erfolgt zunächst über den neuen Vorplatz Süd, der direkt an die Favoritenstraße anschließt (siehe Grafik): Für Fahrgäste von U1, S-Bahn und Straßenbahn bedeutet dies, dass sie unterirdisch noch keinen Direktzugang zum Hauptbahnhof haben werden; die große Halle, das Einkaufszentrum, die Tiefgarage sowie die Zugangspassage werden erst bei der Vollinbetriebnahme im Dezember 2014 zur Verfügung stehen.

Verlängerung D-Linie: Gleichzeitig wird es aber auch einen "Hintereingang" im Osten geben - nämlich bei der künftigen neuen Endstation der Linie D. Diese wird bis Ende des Jahres um mehrere 100 Meter über die Arsenalstraße zu den Bahnsteigen verlängert. Für viele könnte dies der attraktivere Zugang werden, weil die Fußwege kürzer sind. "Wer etwa vom Schwarzenbergplatz kommt, wird gleich mit dem D-Wagen zu den Bahnsteigen fahren", sagt der neue Hauptbahnhof-Projektleiter der Stadt Wien, Hermann Papouschek.

Baustart ÖBB-Zentrale: Nach längerem Hin und Her soll auch heuer der Spatenstich für die neue ÖBB-Zentrale beim Vorplatz Süd erfolgen: "Wir rechnen Mitte des Jahres mit dem Baubeginn. In dem Gebäude werden rund 1600 Mitarbeiter Platz finden", kündigt Karl-Johann Hartig, ÖBB-Gesamtprojektleiter, an. Die Eröffnung soll dann pünktlich zum Bahnhof-Vollbetrieb sein.

Verkauf Bahnhof-City: Auf der anderen, attraktiveren Seite der Bahnhofshalle - nämlich am Südtiroler Platz - steht heuer ebenfalls eine entscheidende Weichenstellung an: das Grundstück für die Bahnhof-City, Herzstück des neuen Hauptbahnhofs, wird verkauft: "Wir rechnen im ersten Halbjahr mit dem Abschluss des Verkaufsverfahrens. Das Interesse aus dem In- und Ausland ist sehr groß", verrät Hartig. Freilich bleibt das Projekt ein Sorgenkind, weil mit einem künftigen privaten Eigentümer völlig offen bleibt, wann die Bahnhof-City gebaut wird. Wie berichtet, sollte sie bereits 2012 fertig werden; nach etlichen Planänderungen ist nun erst im Herbst 2016 der frühestmögliche Fertigstellungstermin des 88Meter hohen Turms.

Papouschek gibt zwar unumwunden zu, dass die Bauverzögerung dieser "Visitenkarte" ein Wermutstropfen sei, stellt aber auch klar, dass der Bahnhof selbst dadurch nicht gefährdet und eigenständig erreichbar sein werde.

Baubeginn Erste-Campus: Baustart für das erste Immobilienprojekt am Hauptbahnhof soll ab März sein: Auf dem Areal des ehemaligen Südbahnhofs will die Erste Bank ihre Wiener Standorte im Erste-Campus bündeln. Nachdem der offizielle Startschuss schon im Vorjahr hätte erfolgen sollen, erwartet Papouschek nun im Frühjahr die ersten Hochbau-Aktivitäten. Die Eröffnung ist ebenfalls zeitgleich mit dem Bahnhof-Vollbetrieb geplant.

Wohnbau und Bildungscampus: Auch im Süden des 59Hektar großen Entwicklungsgebietes geht es heuer richtig los: Im sogenannten Sonnwendviertel wird mit den Bauarbeiten für die ersten 1160 Wohnungen (von insgesamt 5000) begonnen. Auch südöstlich davon wird Mitte des Jahres zum Spaten gegriffen, wenn der Startschuss für den Bildungscampus erfolgt: Rund 1000 Kinder können künftig in Kindergarten, Volksschule und Neuer Wiener Mittelschule ganztägig betreut werden - und zwar ab Herbst 2014.

Daran angrenzen wird der künftige Helmut-Zilk-Park (vormals Europapark genannt).

Dass die U2 wie ursprünglich vorgesehen 2019 das südliche Areal erreicht, wird dabei immer ungewisser. Auch der städtische Projektleiter Papouschek glaubt nicht, "dass man sie dort braucht", schließlich werde mit dem weiteren Ausbau des D-Wagens das Gebiet gut erschlossen.

Straßenbau: Auch im Straßenbau tut sich Wesentliches: Die Arbeiten am Wiedner Gürtel inklusive der neuen Radwege werden heuer de facto abgeschlossen, lediglich der Feinschliff (etwa die Baum-Neupflanzungen) soll laut Papouschek im kommenden Jahr erfolgen. Ebenfalls fertig gebaut wird die Gertrude-Fröhlich-Sandner-Straße als Verlängerung der Argentinierstraße, die unter den Hauptbahnhof-Gleisen bis zur Sonnwendgasse führen wird.

Insgesamt sollen am Hauptbahnhof 4 Milliarden Euro investiert werden: 1 Milliarde kommt von den ÖBB, 500 Millionen von der Stadt Wien, der Rest soll auf Private entfallen.