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Energie AG erteilt Verbund Absage

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die EnergieAllianz-Partner sehen sich vom Verbund vor den Kopf gestoßen, wenn dieser am 1. Juli wieder ins Endkundengeschäft einsteigt. Das würde das Ende der Stromehe besiegeln, heißt es seitens der Allianz. Nächste Woche will der Verbund den verstimmten Partner ein neues Angebot unterbreiten. Doch einer abgespeckten Variante des Strombündnisses will die Energie AG OÖ keinesfalls zustimmen. Eine neue Stromlösung ist für Energie AG-Chef Leo Windtner nicht realisierbar.


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"Der Verbund kann nicht ins Endkundengeschäft einsteigen und uns Konkurrenz machen, aber gleichzeitig die Stromlösung anbieten." Für den Chef des oberösterreichischen Regionalversorgers Energie AG steht fest, dass die gemeinsame Vertriebstochter das Herzstück des Bündnisses gewesen wäre: "Nur damit hätten wir international auftreten und wettbewerbsfähig sein können."

Dieses Herzstück wurde jedoch vom Verbund-Vorsitzenden Hans Haider als passé bezeichnet. Er will ab kommendem Monat wieder Haushalts- wie Großkunden direkt be liefern und damit der Energie Allianz (EVN, Wien Energie, Energie AG OÖ, Linz AG und Bewag) Konkurrenz machen.

Die mit etwa 200 Mio. Euro prall gefüllte Kriegskasse des Verbund macht es möglich, den Strom unter den Erzeugungskosten anzubieten, angeblich soll die Energie 10% unter den üblichen Tarifen angeboten werden. Der Preiskampf wird vor allem in den Ballungsräumen der Ostregion ausgetragen werden, da es auf dem Land erfahrungsgemäß kaum Wechselkunden gibt. Von der EnergieAllianz wird ein solches Vorgehen als Kriegserklärung empfunden - auch wenn das manche Partner nicht eingestehen wollen.

Stromehe, zweiter Anlauf

Der Verbund nutzt den gelungenen Schachzug jedenfalls um nach zustoßen und schlägt nun eine Neuauflage der Stromehe vor. Diese sollte laut Verbund-Sprecher die Kraftwerkssteuerung durch den Verbund und ein gemeinsames Handelshaus umfassen.

Doch mit diesem Vorschlag können sich die Oberösterreicher, die über 34 Wasserkraftwerke und fünf verfügen gar nicht anfreunden. Immerhin will der Verbund die Haushalte künftig mit günstiger Wasserkraft beliefern.

Die Verfügungsgewalt über die Kraftwerke will die Energie AG nicht aus der Hand geben, dieser Verbund-Idee erteilt Windtner eine kategorische Absage: "Das kommt nicht in Frage. Damit wären wir komplett vom Verbund abhängig." Ein solch einseitiges Eheverhältnis macht für den Oberösterreicher keinen Sinn, da könnten die Versorger gleich fusionieren - was Windtner und seine Kollegen allerdings strikt ablehnen.

In EnergieAllianz-Kreisen spricht man mittlerweile von einem "Pro forma"-Angebot, das gar nicht angenommen werden soll.

Zustimmung bekommt der Verbund für seinen Wettbewerbsbelebungsversuch von wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. "Der Schritt zum Endkunden bedeutet eine Ersparnis für Unternehmen und Haushalte von bis zu 30 Mio. Euro." Laut Berechnungen der Wirtschaftskammer könnten Haushalte bei Energie 15 und 28% sparen. Da die Netztarife und Steuern gleich bleiben, wird die Rechnung jedoch nur um einen geringeren Betrag erleichtert. Dass mit der Kampfansage an die EnergieAllianz die Stromehe vom Tisch ist, glaubt Leitl nicht.

Ein gutes Zeugnis stellt dem heimischen Strommarkt der deutsche Ökonom Carl Christian von Weizsäcker aus, die Preise seien im internationalen Vergleich niedrig. Der reine Strompreis - ohne Netztarife und Steuern - sei in Österreich um 30% günstiger als in Deutschland oder Italien. Aus diesem Grund hätten sich ausländische Anbieter wieder zurückgezogen. Dass die Stromehe den Wettbewerb behindern würde, glaubt Weizsäcker nicht. Vielmehr werde die Wettbewerbsfähigkeit der E-Wirtschaft auf dem internationalen Parkett gestärkt.