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Energie AG will zweitgrößter Stromproduzent werden

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Energie AG will Nummer 2 bei Stromproduktion werden. | Neue Anlagen mit insgesamt 1000 MW sind geplant. | Reykjavik/Wien. Die Energie AG Oberösterreich hat ehrgeizige Ziele. Sie will in den nächsten 10 Jahren zum zweitgrößten Stromproduzenten Österreichs und größten Landesversorger heranwachsen. Leo Windtner, Chef der Energie AG, sprach über diese Pläne anlässlich einer Studienreise nach Island, das wegen seiner innovativen Formen der Stromgewinnung als Pilgerort für Energieexperten gilt.


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Bis 2015 sollen in Oberösterreich 1.000 Megawatt (MW) neue Kraftwerksleistung geschaffen werden: 20 MW im Bereich der Wasserkraft. Auch der Bau neuer Wasserkraftwerke wird erwogen, über die konkreten Vorhaben wollte Windtner jedoch nicht sprechen, fürchtet er doch wie derzeit in Tirol oder einst in Lambach die Proteste von Umweltschützern. Die Projektliste wurde bei der Landesregierung eingereicht.

In Timelkam wird eine 400 MW-Gasanlage errichtet, die pro Jahr 2,4 Terawattstunden Strom produzieren soll. Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist bereits im Laufen.

Mit Kohle unabhängig von russischem Gas

Weitere 600 bis 800 MW sollen durch Neubauten aufgebracht werden. Dabei wollen die Oberösterreicher nicht nur auf Gas setzten. Sie erwägen ein bis zwei Kombikraftwerke, in denen auch Kohle verstromt werden kann. "Die Abhängigkeit von russischem Gas alleine ist bei steigenden Öl- und Gaspreisen nicht sinnvoll", erklärt Windtner. Der günstige Kohlepreis würde auch die relativ hohen Strafen auf CO 2 -Emissionen kompensieren. Denn sowohl Windtner wie sein Vorstandskollege Werner Steinecker gehen davon aus, dass auch in Zukunft der Ölpreis merklich zulegen wird.

Ein Großkraftwerk nahe des Ennshafens?

Als idealer Standort gilt neben Riedersbach auch der neue Containerhafen bei Enns an der Donau, weil die Steinkohle dorthin leicht transportiert und abgeladen werden kann. Im Gebiet des Ennshafens konnte sich die Energie AG bereits ein Grundstück sichern.

Das Großprojekt, dessen Kosten auf weit mehr als 300 Mio. Euro geschätzt werden, will die Energie AG jedenfalls mit einem Partner umsetzen. Angesichts der steigenden Strompreise gebe es bereits großes Interesse aus der E-Wirtschaft wie der Industrie.

Auch ein Partner aus dem Ausland ist für die Energie AG kein Problem. "Innerhalb der EU gibt es kein Ausland", erklärt Steinecker. Im gleichen Atemzug wird jedoch gegen den unhaltbaren Zustand der steigenden Stromimporte aus den Nachbarländern gewettert. Wer als Partner gute Chancen hat, will Windtner nicht verraten.

Hainburg leider noch immer ein Tabu

Steinecker bedauert, dass gewisse Wasserkraftwerksprojekte in Österreich - wie etwa das Donaukraftwerk Hainburg - tabu sind. Er geht jedoch davon aus, dass sich der Wind drehen könnte, sobald in Österreich Strom zum knappen Gut wird. Dann würden die Pläne aus der Lade gezogen.

Unzufrieden zeigen sich beide Vorstände mit der Politik: "Ein energiepolitisches Konzept existiert in Österreich im Unterschied zu Island nicht. Dass die Versorgung funktioniert, ist oft Zufall." Denn angesichts des zunehmenden Stromverbrauchs von jährlich 3% allein auf Öko-Energie zu setzen, sei keine Lösung.