Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
In Deutschland ist die Stromversorgung trotz anhaltender Hitze und eingeschränkter Leistung mehrerer Kernkraftwerke derzeit stabil. Die Kraftwerksreserven seien dafür ausgelegt, auch starke Verbrauchsschwankungen und witterungsbedingte Ausfälle von Kraftwerken abzusichern, teilte der Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) mit. Hauptenergieerzeuger in Deutschland seien zudem nicht die Kern- oder Wasserkraftwerke, sondern große Braunkohle-Kraftwerke, die weitgehend temperaturunabhängig rund um die Uhr arbeiteten. Von der Hitze und den damit einhergehenden sinkenden Flusspegeln betroffen seien vor allem die Wasserkraftwerke, doch die haben laut VDEW nur einen Anteil von knapp 5% an der deutschen Stromproduktion. Die Windkraftwerke lieferten wegen der Flaute zwar ebenfalls keinen Strom; sie liefern selbst bei günstigeren Windverhältnissen auf nur rund 3% der Stromerzeugung. Die großen Energieversorger in Deutschland wollen aber vorübergehende lokale Stromabschaltungen in den kommenden Tagen nicht mehr ausschließen.
In Frankreich prüft die Regierung unterdessen Ausnahmeregeln für die Atomkraftwerke des Staatskonzerns Eléctricité de France (EDF). Denkbar sei, dass das Reaktor-Kühlwasser beim Einleiten in die Flüsse teilweise wärmer sein dürfe als sonst, sagte Industrieministerin Nicole Fontaine. Die Einleitung von Reaktor-Kühlwasser in die Flüsse ist behördlich geregelt, um eine übermäßige Erwärmung mit Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt zu verhindern. Die EDF hatte Ausnahmegenehmigungen gefordert, nachdem sie wegen der Hitze die Produktion in mehreren ihrer Atomkraftwerke drosseln musste. Laut Fontaine ist die Lage nicht alarmierend, die Bürger sollten aber Energie sparen.
In den Niederlanden hat das Unternehmen Tennet, das das niederländische Stromnetz unterhält, vor möglichen Stromsperren gewarnt, falls die Hitze anhält. Die Stromreserven hätten ein absolutes Minimum erreicht, die Lage der Energieversorgung sei "prekär". Die Verbraucher werden aufgefordert, Energie zu sparen. Wegen sinkender Wasserpegel und steigender Wassertemperaturen infolge der Hitze können Anlagen in Elektrizitätswerken nicht ausreichend gekühlt werden.
Der größte Stromimporteur Europas, Italien, kämpfte bereits vor Wochen mit Versorgungsproblemen. Die Kraftwerksbetreiber führten von Mailand bis Messina gezielte Abschaltungen durch, 6 Millionen Italiener waren vom Stromnetz abgeschnitten. Dieses hat eine Kapazität von rund 55.000 Megawatt, im Juli wurde bereits ein Spitzenverbrauch von 53.000 Megawatt gemessen. Die Behörden appellieren unermüdlich an die Bevölkerung, Ventilatoren, Kühl- und Elektrogeräte sparsam einzusetzen.