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Energie ist in Österreich zu teuer

Von WZ Online

Europaarchiv

Wien. Energie sollte in Österreich billiger sein, sagt E-Control-Chef Walter Boltz. Gas könnte für die Endkunden um zirka 10 Prozent günstiger sein, bei Strom der Energieanteil um 5 Prozent. Echten Wettbewerb gebe es noch nicht: Bisher habe erst jeder zehnte Stromkunde seinen Anbieter gewechselt, bei Gas jeder zwanzigste.


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Eine Belebung der Konkurrenz werde das 3. EU-Energieliberalisierungspaket bringen, das bis Anfang 2011 umgesetzt sein muss. Es zwingt die Anbieter zu besserer Information und stärkt den Konsumentenschutz. Die E-Control kann dann besser die Kalkulationen der Energieversorger einsehen.

Bei Erdgas betrage das Preissenkungspotenzial mindestens 10 Prozent, sagte Boltz in einem Pressegespräch am Freitag, bei stärkeren Einkäufen eines EVU am Spotmarkt sogar noch mehr. Auch nach den avisierten Verbilligungen per Anfang Dezember hätten Wienenergie und EVN noch Potenzial nach unten, andere Versorger erst recht. Bei Strom könnte sich die Energiekomponente für Haushaltskunden um 5 Prozent verbilligen, bei den eher teureren Anbietern noch mehr, etwa 10 Prozent.

Die EnergieAllianz-Unternehmen (Wienenergie, EVN, Bewag) könnten demgemäß auf im Schnitt 250 bis 270 Euro im Jahr absenken, so Boltz. Derzeit liegt die Spannweite für den Energieanteil bei 200 bis 300 Euro im Jahr, zu denen noch zwischen 185 und 240 Euro an Netzkosten hinzukommen. Industriestrom könnte sogar um 8 bis 10 Prozent günstiger sein.

"Wir haben noch immer Probleme im Wettbewerb in Österreich", sagte Boltz bei der Vorlage des "Marktberichts 2009" der E-Control. Die Energiebranche sei fast die einzige, der es trotz Wirtschaftskrise noch immer sehr gut gehe. Die Bruttomargen in der E-Wirtschaft seien zuletzt je nach Versorger und Zeitpunkt zwischen Null und bis zu 40 Prozent gelegen.

Aufgrund der Ökostrom-Mehrkosten, die die Versorger in Rechnungen ausweisen, geht Boltz davon aus, dass diese Mehrbelastung von den Versorgern entweder tatsächlich den Kunden zu hoch weiterverrechnet wurden - oder die Margen vereinzelt sogar bis zu 100 Prozent betragen haben könnten, falls Grünstrom von den EVU günstiger eingekauft wurde als angegeben. In den vergangenen Jahren dürften im Schnitt jeweils über 77 Mio. Euro zu viel verrechnet worden sein, hatte die E-Control schon im Sommer errechnet - die E-Wirtschaft hatte dies als unzutreffend zurückgewiesen. Mittlerweile untersucht die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Boltz rechnet mit einer Aufklärung bereits in den kommenden Wochen.