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Energie-Plan für Lenzing im Burgenland

Von Marijana Miljković

Wirtschaft

Textilfaserkonzern und Landesversorger verhandeln Projekt, um Produktion in Heiligenkreuz zu erhalten.


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Der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing war eines der ersten heimischen Unternehmen, das wegen der steigenden Energiepreise im Spätsommer ankündigte, ihre Produktion zu drosseln. Betroffen ist der Standort Heiligenkreuz im Burgenland, der besonders gasintensiv ist. Geschehen ist es dann am 1. Oktober. Seither sind nach Unternehmensangaben drei Viertel der Belegschaft in Kurzarbeit, vorerst bis Ende des Jahres. Zwei von drei Produktlinien wurden Schritt für Schritt zurückgefahren. Derzeit läuft nur jene, in der hochwertige Fasern hergestellt würden und die auf dem Weltmarkt noch platziert werden können, so ein Sprecher.

Lenzing beschäftigt in Heiligenkreuz 300 Mitarbeiter und gilt als Paradeunternehmen im Bezirk Jennersdorf. In der Landesregierung schrillten die Alarmglocken - und es wurde eine Art Energierettungspaket für das Unternehmen aufgestellt. Seit mehreren Wochen wird nun an dem Energieprojekt gearbeitet, das das Werk unabhängig von Gas machen soll. Laut einem Unternehmenssprecher steht es kurz vor dem Abschluss. Demnach wird Lenzing an den noch zu errichtenden Photovoltaikpark Güssing angeschlossen. Im Erneuerbaren Energiemix sollen auch Biomasse und Geothermie enthalten sein, um eine Leistung von insgesamt 200 Megawatt zu bewerkstelligen. Die Energie würde in Wärme umgewandelt werden, beziehungsweise in Produktgas - Lenzing wird in entsprechende Anlagen investieren.

Umstrittener Photovoltaikpark

Der Photovoltaikpark Güssing, der 30.000 Haushalte mit Strom versorgen soll, ist politisch höchst umstritten. Er wurde jedoch bewilligt und wird laut Burgenland Energie, dem Landes-Energieversorger, Anfang 2023 gebaut werden. Das Energieprojekt ist eines von vielen, die das Burgenland bis 2030 energieautark machen sollen - das ist zumindest der Plan der Landesregierung unter Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil (SPÖ). Umstritten war Güssing deswegen, weil die ÖVP die Anlage verhindern wollte und sie mittels einer Volksbefragung noch immer verhindern will. Im Oktober hatte das Landesverwaltungsgericht Burgenland geurteilt, dass eine Volksbefragung unzulässig sei, weil die Anlage ein Fall von überörtlicher Raumplanung sei. Genehmigung und Planung seien demnach nicht Gemeinde-, sondern Landessache.

Um Photovolatikanlagen auch auf großen Flächen zu ermöglichen, änderte die Landesregierung das Raumplanungsgesetz. Demnach bestimmt das Land die Flächen, auf denen Photovoltaikanlagen errichtet werden können, wobei die Gemeinden dem zustimmen müssen. Dadurch werden Genehmigungsverfahren beschleunigt, was Interessensvertreter von Erneuerbaren Energien, etwa die IG Windkraft, begrüßen. Bei ihnen galt das Burgenland schon vor den Plänen zur Autarkie in Energiefragen wegen seiner Windparks als Musterland in Sachen Erneuerbare.

Mit neuen Plänen zur Speicherung bei Erzeugungsspitzen, etwa Umwandlung in Wasserstoff, der in der bestehenden Gasinfrastruktur (Pipelines) transportiert und gespeichert werden kann, ist das Burgenland den anderen Bundesländern erneut einige Schritte voraus.

Nachfrage nach Fasern sinkt

Zurück zu Lenzing. Ob Heiligenkreuz in naher Zukunft die Produktion wieder voll hochfahren wird, hängt nicht nur von der Energiesituation ab, sondern auch von den internationalen Märkten. Die Stimmung derzeit ist getrübt, genauso wie die Konsumlaune. "Der Markt für Fasern bricht uns weg", sagt ein Lenzing-Sprecher.

Das spiegelt sich auch in den Zahlen zum dritten Quartal wider: Der Umsatz stieg wegen der erhöhten Faserpreise um 24 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro, doch das Ergebnis ging wegen der Energiekosten um 11,6 Prozent auf 263 Millionen Euro zurück. Die Energiekosten steigen zwar weltweit, sind aber in Europa am höchsten. Mit einem Sparprogramm will das Unternehmen die Kosten nun jährlich um 70 Millionen Euro senken.