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EnergieAllianz für Preise zuständig

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die EnergieAllianz (EA) wird aufgewertet: Sie soll künftig den Strompreis festsetzen. Alle Interpretationen, wonach die Ost-Partnerschaft von Wienenergie, EVN, Bewag/Begas, Linz AG und Energie AG OÖ wanke, weist Wienenergie-Chef Michael Obentraut scharf zurück. "Im Gegenteil, die EA ist in Zukunft unser Flaggschiff." Sie wird 60 bis 70% des Stromgeschäfts der Allianz-Partner betreuen und soll im In- und Ausland expandieren. Ab 1. Oktober kommt das Gas hinzu.


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"Die EnergieAllianz ist nicht im Wanken, das Gegenteil ist der Fall." Wienenergie-Chef Michael Obentraut nimmt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" allen Skeptikern innerhalb der Allianz den Wind aus den Segeln. Auch Vermutungen, dass es Verhandlungen über Verträge oder Anteile in der EA geben könnte, weist er zurück. "An der EnergieAllianz wird auf keinen Fall gerüttelt. Jede Änderung wäre ein schwerer strategischer Fehler." Sein Unternehmen stehe voll und ganz hinter der Gesellschaft sowie hinter den beiden Geschäftsführern Eduard Uhl und Paul Jankowitsch. Deren Zusammenarbeit mit den Regionalbetreuern sei "sehr gut".

Interpretationen, wonach die EA durch die Kooperation mit dem Verbund, also durch die Österreichische Stromlösung (ÖSL), obsolet sei, haben für Obentraut weder Hand noch Fuß. Zwar kommen der Allianz die Großkunden abhanden, diese werden in die e&s eingebracht. Doch es bleiben ihr die Haushalts- und Gewerbekunden. Dieser Markt mache rund 18 Terawattstunden aus, das sind 60 bis 70% des Stromgeschäfts der fünf Energieversorgungsunternehmen (EVU). Das Versorgungsgebiet habe bereits die Größe Belgiens, aber die Tätigkeit soll sich in Zukunft nicht aufs Allianz-Gebiet beschränken. "Die Allianz muss sowohl innerhalb Österreichs als auch ins Ausland expandieren. Da gibt es keinerlei Beschränkungen."

Kein Diktat der Versorger

Wesentlich werde für die Zukunft ein gemeinsamer Marktauftritt aller regionalen Versorger. Dafür sei die EA verantwortlich. Eine eigene Presseabteilung wird eingerichtet. In Abstimmung mit den Regionalgeschäftsführern müsse die EA-Leitung autonom agieren. "Nicht Wienstrom setzt in Hinkunft die Preise fest, sondern die EnergieAllianz." Obentraut stellt klar, dass Diktate aus den EVU keinesfalls zulässig sind, da sie den kartellrechtlichen Genehmigungen zuwiderlaufen. "Das wäre eindeutig eine Kartellrechtsverletzung."

Die EA existiert zwar schon seit 1999, doch die Anlaufphase hätte ihre Zeit gebraucht. Immerhin war dies nach dem Verstaatlichtengesetz der größte Umbruch in der Energiewirtschaft. "Das langsame Tempo hängt mit den unterschiedlichen Traditionen und Rechnungsabschlüssen der Landesgesellschaften zusammen." Obendrein hätten die Landesversorger intern gewaltige Umstrukturierungen zu vollbringen. Der Wienenergie-Boss ist aber zuversichtlich, dass mit 1. Oktober die Fusion des Stromvertriebs abgeschlossen ist. Ab diesem Zeitpunkt ist die EA auch für das Gasgeschäft der Allianz-Partner zuständig. Eine Milliarde m³ Gas müsse verwaltet und verteilt werden. Damit seien die beiden Geschäftsfelder, Großkundenvertrieb und Stromhandel, die durch die ÖSL wegfallen, mehr als kompensiert. Überhaupt ist das ostösterreichische Energiebündnis, so Obentraut, maßgeblich für das Zustandekommen der Stromlösung verantwortlich: "Wir wären sonst nie so weit gekommen."

Dass die ÖSL nur eine Probe-ehe sei, schließt er aus. Sie werde vielmehr eine dauerhafte Bindung. Daher seien die Vorbereitungen so wichtig, der "Ehevertrag" müsse schließlich passen. "Denn was wir jetzt falsch machen, ist nur schwer wieder zu korrigieren." Auch wenn's schwer wird, eine Umkehr sei nicht mehr möglich.