Die EnergieAllianz, der Zusammenschluss aus Wien Strom, EVN, Linz AG sowie Bewag/Begas, wird heute durch den Beitritt des oberösterreichischen Stromversorgers Energie AG gestärkt. Dieses Ereignis nahmen die zuständigen Politiker der Ostregion am Donnerstag zum Anlass, um vor Journalisten ihr gemeinsames Credo zur Österreichischen Stromlösung abzulegen. Die späte Einsicht: Die heimische und wertvolle Ressource Wasserkraft darf nicht dem deutschen Atomstromkonzern E.ON in die Hände fallen, sondern soll vielmehr von den Landesenergieversorgern genutzt und kontrolliert werden.
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Die EnergieAllianz wird durch den Beitritt der Oberösterreicher einer der größten geschlossenen Netzbereiche - auch im internationalen Vergleich. Rund 85% der österreichischen Gaskunden und 70% der Stromkunden hängen dann an den Leitungen der Allianz.
Die Burgenländer konnten anscheinend von den Kollegen in Wien und Niederösterreich überzeugt werden, dass sie besser nicht mit dem Verbund gemeinsame Sache machen, sonder im Allianz-Boot bleiben. Denn Landeshauptmann Hans Niessl musste zugeben, dass für das Burgenland der Verbleib bei der EnergieAllianz "die beste Lösung, weil ein erster Schritt zur Österreich-Lösung, ist". Die Eigenständigkeit der Bewag/Begas sei weitgehend garantiert und die Arbeitsplätze abgesichert.
Für Wiens Finanzstadtrat Sepp Rieder gibt es nur einen Weg, den österreichischen: "Es wird dem Verbund nicht möglich sein, beides zu haben: E.ON in der Tasche, um die Bilanzen zu verschönern und gleichzeitig die heimische Stromlösung." Dieser dezidierte Ausschluss des deutschen Energieriesen ist auch für Niessl eine Voraussetzung der Verhandlungen, die nicht zu hinterfragen ist.
Ein "Nein zum Ausverkauf der Wasserverfügungsrechte" wiederholte einmal mehr Niederösterreich. Landesrat Wolfgang Sobotka winkt in Richtung der EVN- und Verbund-Vorstände mit dem Zaunpfahl: "Wir Eigentümervertreter haben dem Taktieren der Vorstände ein Ende bereitet." Er deutete am Rande des Pressegespräches dezent an, dass es sogar zu einem Köpferollen in den Vorstandsetagen kommen könnte, sollten wieder einmal persönliche Eitelkeiten die große Stromlösung "verhunzen". Aus Verhandlerkreisen wird kolportiert, dass Verbund-Chef Hans Haider bei den wöchentlichen Gesprächen nicht selbst anwesend ist, sondern einen Vertreter schickt.
Das Hereinholen der Oberösterreicher wertet Sobotka als Beginn der neuen Unternehmenspolitik. Als Vorbild schwebt ihm die österreichische Gaslösung vor: "Mit ihr ist etwas gelungen, was nun auch beim Strom gelingen muss." Die Landesvertreter verwiesen auf die Kyoto-Vereinbarungen, diese würden in Zukunft Wasserkraftstrom noch weit attraktiver machen. Außerdem sei es falsch Atomstrom zuzukaufen, während der heimische Wasserkraft-Strom exportiert werde. Vor diesem Hintergrund bemühen sich Niessl und Kollegen "die Glaubwürdigkeit" zu bewahren und auch alternative Energieformen anzubieten. So wollen die drei Bundesländer verstärkt auf Strom aus Windkraft und Biomasse setzen. Im Nordburgenland ist ein Windpark um rund 100.000 Euro geplant. Niessl: "Das ist uns ein wichtiges Anliegen."
Doch gerade die "Glaubwürdigkeit" der Länder zweifelt eine geballte Front von Umweltorganisationen (Global 2000, Greenpeace, Plattform gegen Atomgefahr,....) an. Deren Kritik: Erneuerbare Energie könnte den derzeitigen Anteil von 10% Atomstrom in Österreichs Netzen ohne weiteres verdrängen, wenn die Landespolitiker dies wirklich wollten. Doch bisher hätten gerade die alternativen Energieformen am Markt wegen der unattraktiven Einspeisetarife keine reale Chance gehabt. Gerade Niederösterreich und Burgenland hätten für Windenergie die niedrigsten Stromabnahmepreise von Europa vorgeschlagen. Wenn sich diese Tendenz in ganz Österreich durchsetzt, fürchten die Umweltschützer, dann wäre dies das "Aus" für eine österreichische Ökostromlösung. Heinz Högelsberger, Energieexperte von Global: "Anstatt Atomstrom zu verhindern, haben die Landeshauptleute der Ostregion viemehr Ökostrom behindert. Mit Einspeisetarifen auf europäischem Niveau könnten sie beweisen, dass es mit der Anti-Atompolitik tatsächlich ernst meinen".