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Energiehungriges Asien

Von Veronika Eschbacher

Politik
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Pipelines spielen im Rennen um Energiesicherheit eine Schlüsselrolle.


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Peking/Neu Delhi. Bereits heute wird ein Drittel der globalen Energie in Asien konsumiert. 2035 soll dieser Anteil laut Asiatischer Entwicklungsbank (ADB) - ein jährliches Wirtschaftswachstum von sechs Prozent vorausgesetzt - gar auf 51 bis 56 Prozent ansteigen. Laut ADB wird in den nächsten Jahren in Asien vor allem die Nutzung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas massiv ansteigen. Insbesondere der Bedarf von Erdgas verdreifacht sich. Dass die Nachfrage nicht nur durch erneuerbare Energie gedeckt werden kann, steht bei Experten außer Frage.

Der Kampf um die wenigen Ressourcen vor Ort ist voll entbrannt. Laut Experten verfügt Asien nur über 16 Prozent der globalen Gasvorkommen und 15 Prozent der gewinnbaren Öl- und Flüssig-Erdgasreserven. Vor allem Indien und China matchen sich um diese.

Zwei länderübergreifende Pipelineprojekte spielen hierbei eine zentrale Rolle. Da wäre einerseits die Myanmar-China-Pipeline mit einem Strang für Erdöl und einen für Gas, die Chinas Abhängigkeit von der Straße von Malakka verringern soll. Durch diese Meerenge zwischen Indonesien, Singapur und Malaysien muss praktisch der gesamte Seehandel passieren, der aus Europa oder dem Mittleren Osten kommt und in den Fernen Osten geht. Drei Viertel der chinesischen Erdölimporte kommen über diesen Weg. Künftig werden Ölimporte von Myanmar nach China per Pipeline weitertransportiert. Das erspart China überdies eine Woche Transportzeit.

Die Twin-Pipeline quer durch Myanmar, die in Rekordzeit aus dem Boden gestampft wurde, war jedoch alles andere als unumstritten. Von vielen Bürgerinitiativen wurde bemängelt, die Umweltverträglichkeitsprüfungen wären aufgrund der Schnelligkeit des Baus nicht ordentlich ausgeführt worden, die Pipeline generell viel zu billig gebaut, die Rohre nicht tief genug verlegt. Der bitterarme Staat wird zumindest von den jährlichen 600 Millionen Dollar für die Pipeline- und zusätzlichen Transitgebühren profitieren.

Indien oft sehr zögerlich

Für die Gasfelder vor Myanmar hatte sich auch Indien brennend interessiert. Experten zufolge hätte der Subkontinent aber vor allem durch zu lange Überlegungen über eine genaue Pipeline-Route Zeit verloren. Ehe Neu Delhi sich versah, hatte die chinesische staatliche Ölgesellschaft CNPC alle Verträge unter Dach und Fach.

Das sind aber nicht die einzigen Ressourcen, auf die Indien einen Zugriff verpasst hat. Gas aus dem Iran wird künftig der Erzfeind Pakistan beziehen. Die Iran-Pakistan-Pipeline hätte in ihrer ursprünglichen Planung in Indien enden sollen. Die Inder verabschiedeten sich aber im Vorjahr nach Druck der USA von einer Teilnahme.

Nach wie vor bezweifeln manche Experten die tatsächliche Realisierung des Projekts, auch wenn der Pipeline-Teil im Iran bereits vollendet ist. Pakistan zufolge soll das Gas aber ab Anfang 2015 fließen. Erst am Donnerstag gab ein pakistanischer Offizieller bekannt, man finalisiere die Bau- und Lieferverträge mit den Iranern - diese sollen in einem Monat unterschrieben werden und es zu keinen weiteren Verzögerungen mehr kommen.

Pakistan hat signifikante Gas- und Stromengpässe, die immer wieder Fabriken dazu zwingen, die Produktion einzustellen. Gas aus dem Iran könnte somit einen wichtigen Beitrag zur Energiesicherung der Industrie leisten, wenn auch der Preis für aus dem Iran importiertes Gas Analysten zufolge um einiges höher sein wird, als in Pakistan - auch von der österreichischen OMV - gefördertes Gas. Zumindest soll der Preis wenigstens geringer als auf Spotmärkten sein.

Nicht zuletzt wird Amerika weiterhin auf Pakistan Druck ausüben, das Projekt fallenzulassen. Die USA haben bereits angedeutet, Sanktionen gegenüber Pakistan zu verhängen, sollten sie mit dem mit internationalen Sanktionen belegten Iran kooperieren. Beobachter mutmaßen, die USA würden noch abwarten, ob das Projekt nicht im letzten Moment doch noch schief ginge.

USA drängt auf Tapi-Pipeline

Die Realisierung des Iran-Pakistan-Pipeline scheint um einiges wahrscheinlicher als die Tapi-Pipeline (Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Indien-Pipeline). An dem Projekt, das die USA unterstützen, sind alle vier Länder, aber vor allem Indien und Pakistan hochinteressiert. Doch noch hapert es an allen Enden und Ecken. Schwierig ist vor allem, ein Konsortium für den Bau und Betrieb der Pipeline zu finden. Die Länder wünschen sich den Einstieg von großen, internationen Ölmultis. Die fordern im Gegenzug aber Beteiligungen an Lagerstätten in Turkmenistan - was die turkmenische Führung aber ablehnt.