Zum Hauptinhalt springen

Energiekrise beschert OMV Rekordgewinn

Wirtschaft

Über 5 Milliarden Euro Gewinn 2022. Zu verdanken hat sie das den Energiemarkt-Verwerfungen. Den Bund freut es.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 1 Jahr in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Es war ein überaus gewinnträchtiges Jahr für den teilstaatlichen Gas-, Öl- und Chemiekonzern OMV. Die durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine stark gestiegenen Öl- und Gaspreise spülten im Geschäftsjahr 2022 einen Gewinn von 5,175 Milliarden Euro in die Betriebskasse. "Wir sind extrem stolz bei der OMV, dass wir ein Rekordjahr hinlegen konnten", sagte Konzernchef Alfred Stern am Donnerstag vor Journalisten in der Wiener Unternehmenszentrale. Grund für "schlechtes Gewissen" gebe es keinen, denn "am meisten von einer erfolgreichen OMV profitiert die Republik Österreich", sagte Stern.

Der Umsatz stieg auf fast 62,3 Milliarden Euro, das sind 75 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Gewinn vor Steuern hat sich mit 10,765 Milliarden mehr als verdoppelt. Vom operativen Ergebnis wurden allerdings lediglich 7 Prozent in Österreich erwirtschaftet. Die hohen Gewinne sehr vieler Energiekonzerne in ganz Europa wurden mit den gestiegenen Energiepreisen und Inflation zum Politikum. Die EU-Staaten einigten sich im Sommer vergangenen Jahres auf eine Sondersteuer auf Zufallsgewinne.

Russland nicht zuverlässig

Im Fall der OMV beträgt die sogenannte Solidarabgabe, also die Sondersteuer auf Windfall-Profits, 90 Millionen Euro. "In Summe bekommt der Bund aber fast eine Milliarde Euro von uns", erklärte Finanzvorstand Reinhard Florey. An die ÖBAG, die den 31,5 Prozent hohen Anteil des Bundes an der OMV verwaltet, werden über Dividenden und Sonderdividenden 620 Millionen Euro ausbezahlt. Hinzu kommen noch Einnahmen aus der Körperschaftssteuer und sonstige Abgaben. Die OMV-Aktionäre sollen zusätzlich zur bereits beschlossenen Sonderdividende eine höhere reguläre Dividende von 2,80 (2,30) Euro je Aktie erhalten.

Die OMV, die bis 2040 noch einen Gasliefervertrag mit der russischen Gazprom hat, ist in Russland auch am Gasfeld Juschno-Russkoje beteiligt. Kurz nach Kriegsausbruch hat der Konzern aber alle seine Russland-Beteiligungen abgeschrieben – in Summe 2,5 Milliarden Euro – und beschlossen, keine weiteren Investitionen dort zu tätigen. "Die Gaslieferungen nach Österreich schwanken sehr stark. Das heißt, wir sind im Moment wieder bei 100 Prozent, haben aber in der Vergangenheit auch Werte bei 30 Prozent und darunter gesehen", so Flory auf die Frage nach den Gaslieferungen aus Russland, die derzeit nur über die Ukraine-Pipeline fließen. Damit sieht er die Gaslieferverträge auch nicht im vereinbarten Ausmaß erfüllt.

Petrochemie leicht rückläufig

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die OMV mit einem Brent-Ölpreis über 80 Dollar pro Barrel und mit einem Gaspreis im Großhandel von 60 bis 70 Euro pro Megawattstunde. Also mit Preisen, zumindest beim Gas, auf Vorkriegsniveau. Die gegen Russland in Kraft tretenden Öl-Sanktionen der EU-Staaten und der G7 werden aber wohl zu Verknappungen am Ölmarkt führen.

Willst du diesen Inhalt sehen? Gib den anderen Cookies grünes Licht.

Wiener Zeitung Logo

Cookie Einstellungen

Ohne Cookies funktioniert die Website wienerzeitung.at nur eingeschränkt. Für eine sichere und einwandfreie Nutzung unserer Website werden daher technisch notwendige Cookies verwendet. Für die Darstellung von Inhalten von Drittanbietern (YouTube und APA) werden Session-Cookies gesetzt. Bei diesen kann eine Datenübermittlung in ein Drittland stattfinden. Ihre Einwilligung zur Setzung genannter Cookies können Sie jederzeit unter "Cookie Einstellungen" am Seitenende widerrufen oder ändern. Nähere Informationen zu den verwendeten Cookies finden sich in unserer Datenschutzerklärung und in unserer Cookie-Policy.

Technisch notwendig
Youtube
Andere

Während das Gas- und Öl-Geschäft besonders gut liefen und auch heuer hier ein kräftiges Ergebnis erwartet wird, sanken die Gewinne in der Petrochemie-Sparte der OMV. Dort sind die Erträge um rund ein Drittel gesunken. Die Polyethylen-Referenzmarge Europa sank um 33 Prozent, bei der Polypropylen-Referenzmarge Europa waren es minus 34 Prozent. Konzernsprecher Andreas Rinofner erklärt das schlechtere Ergebnis in diesem Bereich mit der schwierigen Marktlage für chemische Erzeugnisse. Im Zuge der hohen Energiepreise sei die Nachfrage gesunken, die Erzeugungskosten sind gestiegen. Dennoch hält die OMV am Konzernumbau in Richtung Petrochemie und die Veredelung statt der Verbrennung von Erdöl fest. "Das ist die Zukunft, und langfristig wird der Ausstieg aus Öl und Gas erfolgen", so Stern.

Schengen-Veto als Stolperstein

Versorgungsengpässe oder die Gefahr leerer Gasspeicher für den bevorstehenden Winter sieht Finanzchef Florey nicht. "Wir haben im vergangenen Jahr stark diversifiziert", sagt er. Man habe etwa langfristige LNG-Lieferverträge mit unterschiedlichen Lieferanten geschlossen. So soll LNG aus Italien und Norwegen kommen, zudem wird in Norwegen Gas aus der Eigenproduktion gefördert, und die OMV beteiligt sich am neuen LNG-Terminal in Rotterdam. Außerdem seien die Gasspeicherstände mit über 77 Prozent für die Jahreszeit unüblich voll.

Rund 7 Prozent des österreichischen Gasbedarfs werden aus Eigenproduktion gedeckt. Die Gasförderung in Österreich ist zwar ein Auslaufmodell, aber sie soll eben angesichts der unsicheren geopolitischen Lagen nicht ganz so schnell auslaufen. Deshalb führt die OMV nun etwa in Wittau Probebohrungen durch. Große Hoffnungen setzt man auf die Exploration des Gasfelds Neptun im Schwarzen Meer vor Rumänien.Vier Milliarden an Investitionen sind dafür notwendig, eine finale Entscheidung für die Erschließung soll Mitte des Jahres erfolgen. Weil aber Österreich mit seinem Schengen-Veto Rumänien brüskiert hat, weht nun nicht nur der OMV gegenüber dort ein sehr rauer Wind entgegen und die Gespräche mit der rumänischen Regierung gestalten sich aufgrund dessen als zäh und schwierig. (del)