Haushaltsenergie war im August um mehr als 40 Prozent teurer als noch vor einem Jahr.
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Die milden Temperaturen können nicht darüber hinwegtäuschen: Der Winter steht vor der Tür. Unter Freunden redet man aber eher nicht über den nächsten Skiurlaub, sondern darüber, um wie viel Grad heuer die Heizung heruntergedreht werden muss. Energiesparen war noch nie so aktuell wie jetzt. Die offizielle Kampagne der Bundesregierung mit einfachen Energiespartipps kam zwar erst Mitte September, der Gas- und Stromverbrauch ist aber schon vorher deutlich zurückgegangen.
Dafür ist vermutlich auch das hohe Preisniveau verantwortlich. Wie aus dem von der Österreichischen Energieagentur errechneten Energiepreisindex (EPI) hervorgeht, hat sich Haushaltsenergie in Österreich im August im Jahresvergleich um 40,7 Prozent verteuert. Im Vergleich zum Vormonat Juli sanken die Preise um 4,2 Prozent. Grund dafür waren niedrigere Spritpreise. So lag der Preis für Super-Benzin im August um 11,2 Prozent niedriger als im Juli. Eine 50-Liter-Tankfüllung kostete wieder deutlich unter 100 Euro, aber immer noch um 30 Euro mehr als noch vor einem Jahr. Diesel war um 9,8 Prozent billiger als im Juli. Zahlen für September zeigten aber schon wieder empfindliche Steigerungen. Und seit Oktober kommt die CO2-Bepreisung dazu.
Verknappung auf den Großhandelsmärkten
Franz Angerer, Geschäftsführer der Energieagentur, ruft in Erinnerung, dass für September große Energieversorger die Preise für Strom und Gas massiv erhöht haben. Die Preiserhöhungen spiegeln laut Angerer die Verknappung auf den Großhandelsmärkten wider. Die damit verbundenen gesellschaftlichen Auswirkungen hält der Chef der Energieagentur für weitreichend und kaum zur Gänze abschätzbar.
Der Energieverbrauch ist unterdessen weiter rückläufig. Beim Strom haben die Endkunden im August gegenüber dem August des Vorjahres 4,5 Prozent eingespart, beim Gas ist der Verbrauch laut Daten der Regulierungsbehörde E-Control sogar um 17,8 Prozent auf 3,24 Terawattstunden (TWh) zurückgegangen. Zum Vergleich: Der gesamte Jahresverbrauch in Österreich beträgt rund 90 TWh. Bei der Vorstellung der Energiesparkampagne der Bundesregierung am 12. September meinte Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne), mit Maßnahmen, die "unkompliziert und ohne viel Geld in die Hand zu nehmen, zu Hause umsetzbar sind", könnten insgesamt 11 Prozent des derzeitigen Energieverbrauchs eingespart werden.
In der jüngeren Vergangenheit sei Energie immer günstig und im Überfluss vorhanden gewesen, sagt Angerer. "In den vergangenen Monaten wurde uns vor Augen geführt, dass die Versorgungssicherheit und Preisstabilität von Energieträgern aber keine Selbstverständlichkeit sind." Die derzeitige Verknappung der Gasversorgung "stellt uns in Europa vor ein fundamentales Problem". In Anbetracht dessen müsse auch zu einem gewissen Maß ans Durchhaltevermögen und die Anpassungsfähigkeit der Gesellschaft appelliert werden.
Fehlende Erzeugungskapazitäten würden die Preise weiter in die Höhe treiben. "Diese hohen Preise müssen als eindeutiges Signal zum Sparen und Diversifizieren verstanden werden: Es braucht Windkraft, Photovoltaik, Erdwärme und Biomasse. Nur so können wir uns mittelfristig aus der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffimporten befreien", betont der Energieagentur-Chef. Die aktuelle Renaissance von Kohlekraftwerken oder eine langfristige Nutzung von Erdgas über alternative Versorgungswege könne bestenfalls eine Notlösung sein.
Strom-Wetterbericht in Frankreich
Frankreich greift in diesem Zusammenhang zu einem ungewöhnlichen Mittel, um das Bewusstsein für das Energiesparen zu stärken: Im Fernsehen soll nach dem gewöhnlichen Wetterbericht und zwischen anderen Sendungen eine Information über die Belastung des Stromnetzes mit grünen, gelben und roten Symbolen folgen. Dies ist Bestandteil des nationalen Energiesparplans, den die Regierung am Donnerstag vorgestellt hat. Mit verschiedenen Maßnahmen will sie den Energieverbrauch in zwei Jahren um 10 Prozent senken. Zu den wichtigsten 15 Punkten auf der Liste gehört der Aufruf an private Haushalte und Unternehmen, beim Heizen und bei der Beleuchtung zu sparen und auf Homeoffice zu setzen. (ede)