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Erneuerbare Energien werden nach Einschätzung eines Branchenexperten vermutlich schon 2013 zum ersten Mal Deutschlands wichtigste Stromquelle sein. "Der Anteil wird schon heuer in die Nähe der Braunkohle kommen", sagte der Direktor des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR), Norbert Allnoch. Und: "Das Ziel der Bundesregierung, im Jahr 2020 schon 35 Prozent Stromanteil der Ökoenergien zu erreichen, ist auf jeden Fall zu erreichen."
2011 hatten Wasser, Wind, Biomasse und Sonne gut ein Fünftel des deutschen Strombedarfs gedeckt, ein neuer Höchststand. Der bisher wichtigste Stromlieferant Braunkohle (!) steuerte 25 Prozent bei, Steinkohle 19 Prozent, Erdgas 14 Prozent und die Atomkraft, aus der man ganz aussteigen will, noch 18 Prozent.
"Wir sind bei den erneuerbaren Energien im ersten Halbjahr 2012 schon bei 25 Prozent", sagte Allnoch, im gesamten Jahr werden die Öko-Energien nach IWR-Berechnungen zusammen schon 140 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom liefern.
Die Energiewende ist also auf gutem Weg?
Das größte Wachstumspotenzial sieht man in Deutschland bei der Windkraft, genauer: bei riesigen Wind-Parks vor den Küsten. Da hat zuletzt der Stromriese RWE ein Megaprojekt auf Eis gelegt - denn der offshore generierte Strom muss auch zu den Abnehmern fließen können - und gerade bei den dafür nötigen Leitungen hapert es stark. 30 Milliarden Euro müssten nach Expertenschätzungen dringend investiert werden, will man nicht, wie im heuer starken Wind-Frühjahr mehrmals passiert, riesige Windräder leerlaufen lassen, weil der Strom nicht abtransportiert werden kann.
Auch die Österreicher, deren Pumpspeicher-Wasserkraftwerke aus den Alpen Spitzenstrom in die deutschen Industriegebiete liefern sollen, stoßen mit ihren dafür nötigen Leitungsbaupänen auf Widerstand. An die 22 Jahre, die es letztlich gedauert hat, bis eine Höchstspannungsleitung von Wien über das Burgenland und die Steiermark 2010 in Betrieb gehen konnte, will Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber nicht gerne denken.
Noch im Sommer will der deutsche Wirtschaftsminister Rösler nun den Weg für Milliardeninvestitionen in den Ausbau der Windenergie vor den Küsten freimachen: Ein Gesetz soll die Haftungsfrage für Netzprobleme lösen.
Dass die Kosten dafür via Umlage auf den Strompreis wieder bei den Kunden landen, bestreitet er gar nicht. Hat nicht auch Umweltminister Peter Altmaier schon festgestellt: "Niemand hat versprochen, dass es eine Energiewende zum Nulltarif gibt."