Studie: "Grüner Kondratieff" bringt einen neuen Wohlstandszyklus.
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Alpbach. US-Starökonom Jeremy Rifkin sieht gerade in Europa beste Chancen auf die Verwirklichung der von ihm propagierten "Dritten Industriellen Revolution". Zum Auftakt der "Perspektivengespräche" des "Forum Alpbach" am Montag warnt Rifkin vor einer globalen Erwärmung um drei Grad, die unweigerlich zu Naturkatastrophen führen werde. Denn wir seien zu sehr abhängig von fossilen Brennstoffen, "die teuer sind und den Klimawandel durch den Ausstoß von CO2 in die Atmosphäre bewirken, von dem sich die Erde nicht schnell genug erholen kann."
Somit müsse eine "neue ökonomische Vision" her, Reformen um neue Energiesysteme seien rasch umzusetzen. Ähnlich der Internetrevolution, die sehr schnell durchgeführt wurde, müssten alternative Energiemodelle gefördert und "mehr Sonnen- und Windenenergie genutzt werden." Rifkin schlägt vor, Gebäude zu "Minikraftwerken" umzubauen, die die kostenlose Energie der Sonne, des Windes und des Bodens gleichzeitig nutzen könnten. "So könnte sich jeder Haushalt selbst versorgen und jene Energie, die übrig bleibt, anderen zur Verfügung gestellt werden."
"Symbiotisches Wachstum"
Auch eine aktuelle Studie von Allianz Global Investors sieht die Welt am Anfang des sechsten "Kondratieff-Zyklus", der einen "grünen" Wachstumspfad nach sich ziehen dürfte. "Globalisierung, demografische Entwicklung, Klimawandel, knappe Ressourcen, stärkeres Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein der Konsumenten: Da wird Wachstum künftig vermutlich - als symbiotisches Wachstum - aus einer neuen Mischung von Ökonomie und Ökologie generiert", erläutert der Allianz-Investmentbank-Vorstand Martin Bruckner die Studie, die als eine der Hauptquellen Rifkins Buch "Third Industrial Revolution" anführt.
Im 21. Jahrhundert seien die knapp werdenden Rohstoff- und Energieressourcen der Schlüssel zu einer florierenden Wirtschaft, wohingegen es bei den früheren fünf "Kondratieff-Zyklen" um die Steigerung der Arbeitsproduktivität durch neue Technologien ging.
Den sechsten "Wohlstandszyklus" treibe jetzt der Energiewandel voran. "Alle Basistechnologien, die für den Beginn dieses neuen Zyklus nötig sind, gibt es bereits. Gerade das Jahr 2011 hat uns vor Augen geführt, dass es anders als früher nicht mehr vorrangig darum geht, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zu produzieren, ohne Rücksicht auf die Belastung der Verschuldungssalden und der Umwelt", so Bruckner.
Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, der Rifkin nach Alpbach geholt hat, betont die Rolle Österreichs als Vorreiter bei erneuerbarer Energie: "Wir sind bei grüner Energie und Technologie auf einem guten Weg, ein Role Model für Europa zu werden und können neue Exportschlager-Produkte und -Dienstleistungen anbieten, die Arbeitsplätze in den Zukunftsbranchen schaffen." Rifkin meint, die EU müsse zwar ein Vorreiter sein, die Menschen sollten aber auch selbst mehr Verantwortung übernehmen, um "der nächsten Generation eine humanere Gesellschaft zu schaffen".