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Engeres Sicherheitsnetz auf Flughäfen in Griffweite

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Europaarchiv

Strenge Regeln für Flüssigkeiten an Bord. | Flugtickets könnten teurer werden. | Brüssel. Die verhinderten Terroranschläge auf Transatlantikflüge in London zeigen Auswirkungen auf den gesamten Flugverkehr in der Europäischen Union. Das EU-Flugsicherheitskomitee hat gestern, Donnerstag, Vorschläge für eine dauerhafte Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen konkretisiert.


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"Es läuft auf ein Fliegen ohne Flüssigkeiten hinaus", erklärte ein Experte der EU-Kommission. Auch das Handgepäck könne künftig beschränkt werden. Denn je kleiner es ist, desto leichter sind mit den bisher auf den europäischen Flughäfen gängigen Röntgengeräten Flüssigkeiten lokalisierbar. Beim geringsten Verdachtsmoment und stichprobenweise könnten die Handgepäcksstücke händisch nachkontrolliert werden. Wie schon bisher üblich müssen Laptops getrennt durchleuchtet werden, weil sie sonst ein klares Bild des Tascheninhalts auf den Schirmen der Sicherheitskräfte beeinträchtigen.

Die neuen Maßnahmen würden nicht nur längere Vorlaufzeiten der Flugreisen mit sich bringen - auch die Preise könnten ordentlich anziehen. Neben eventuell notwendiger Personalaufstockung dürfte die Flughäfen vor allem der zwangsläufige Rückgang der Duty-Free-Einkäufe schmerzen, die bisher rund ein Drittel der Umsätze ausmachten. Dadurch würden über kurz oder lang die Flughafengebühren angehoben und in der Folge die Flugtickets teurer.

Bis zuletzt berieten die Experten der Kommission und der 25 Mitgliedsstaaten daher über eine Deckelung der Duty-Free-Einkäufe statt einem Komplettverbot von Flüssigkeiten an Bord. Auch für Medikamente könnte es Ausnahmen geben. Die Frage sei, ab welcher Menge tatsächlich Gefahr bestehe und womit die explosiven Gemische gezündet werden könnten, hieß es in Kommissionskreisen. Sprengstoffexperten führten umfangreiche Experimente durch.

Kommission bestimmt

Bei eingecheckten Gepäckstücken seien Flüssigkeiten wesentlich leichter aufzuspüren. Die Detektoren dafür seien ausgefeilter. Dieselben für Handgepäck einzusetzen, sei kurzfristig aber keine machbare Variante, sagte ein Experte. Die Geräte seien "sehr groß und sehr teuer".

Die Beschlüsse des EU-Flugsicherheitskomitees werden in den kommenden Wochen von der Kommission ausgearbeitet und gelten dann unmittelbar. Es handle sich um einen Vorgang im Rahmen der geltenden EU-Gesetze, sagte ein Kommissionssprecher. Daher sei weder die Zustimmung der Mitgliedsstaaten noch des EU-Parlaments nötig.