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England probt den erlaubten Aufstand

Von Tamara Arthofer

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WZ Tamara Arthofer
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Worauf viele Fans lange gewartet haben, wird ab 1. Jänner 2022 Realität: In Englands Stadien werden nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder Stehplätze zugelassen sein - unter bestimmten Voraussetzungen und speziellen Auflagen zwar, aber immerhin. Vereine, die sich bis 6. Oktober für das Pilotprojekt anmelden, dürfen nach einer Entscheidung der für Stadionsicherheit zuständigen Behörde in einem abgegrenzten Bereich Stehplätze anbieten, solange sich die Zuschauer weiterhin setzen können, Klappsitze also zur Verfügung stehen, die nicht blockiert werden dürfen, jeder Person ein Platz zugewiesen ist und die Sicht anderer, zum Beispiel im Rollstuhl sitzender Personen, nicht eingeschränkt ist.

Der Kriterienkatalog ist streng, die zögerliche Herangehensweise verständlich. Schließlich will man sich nicht die in den vergangenen Jahrzehnten erhöhten Sicherheitsstandards kaputt machen lassen.

Doch die Frage, ob die Fans stehen oder sitzen, ist dabei bestenfalls ein Teilaspekt - und das Hillsborough-Argument, das oftmals gebracht wurde, ein untaugliches. Denn längst steht bis ins Letzte ausjudiziert fest, dass die Katastrophe 1989, als in Folge einer Massenpanik beim FA-Cupspiel zwischen Liverpool und Sheffield 97 Menschen starben, nicht in erster Linie wegen der Stehplätze, sondern wegen Versagens der zuständigen Stellen zustande kam. Die Zeiten haben sich geändert, vor Herausforderungen steht der Fußball aber immer noch. In Frankreich werden Fans nach mehreren Tumulten in den vergangenen Wochen teilweise wieder ausgesperrt, Ungarn muss das nächste WM-Qualifikationsspiel wegen rassistischer Ausschreitungen und anderer Verstöße vor leeren Rängen auftragen. In diesem Sinne sei den englischen Fans geraten: Stand up for the Champions - and be Gentlemen.