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Enron-Skandal erreicht nun das Weiße Haus

Von Edith Grünwald

Politik

Washington - Der Skandal um den bankrott gegangenen US-Energiekonzern Enron hat jetzt trotz aller Dementis und Distanzierungsversuche von US-Präsident Bush endgültig die US-Administration erreicht.


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Dramatisiert wurde die Situation durch den Selbstmord des ehemaligen Vice-Chairman Enron, J. Clifford Baxter am Freitag.

Weil sich Vizepräsident Dick Cheney bisher weigert, Einblick in die Protokolle eines von ihm geleiteten Ausschusses zur Reform des Energiewesens zu geben droht ihm jetzt ein Gerichtsverfahren. Der Armeeminister und ehemalige Enron-Manager Thomas E. White soll auf Wunsch der Demokraten vor dem Kongress aussagen. Und US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ließ in einer Presseaussendung erklären: "Entgegen mehrerer Zeitungsmeldungen besitze ich keine Enron-Aktien".

Cheney, der dem Präsidenten am nächsten stehende Politiker, ist voll ins Visier der Enron-Ermittler geraten. Der Vizepräsident mit Management-Vergangenheit leitete im vergangenen Frühling einen Arbeitskreis zur Reform der nationalen Energiepolitik. Nun will er trotz mehrmaliger Aufforderungen die Liste der Gesprächspartner auf Seiten der Industrie nicht herausgeben.

Unter Beschuss geraten ist auch Armeeminister White, der vor seiner politischen Karriere elf Jahre lang als Enron-Manager arbeitete. Der ehemalige Vize-Chef von Enron-Energie-Services wollte nach seinem Ausscheiden aus dem Konzern Ende Mai 2001 und seinem Wechsel in die Politik unter anderem die Energie-Versorgung der Armee privatisieren. Sein ehemaliger Arbeitgeber Enron hätte davon profitieren können.

Laut "New York Times" seien die sechs Millionen Dollar, die Enron für die Wahlkampffinanzierung von Politikern in den vergangen Jahren aufgewendet habe, eine der besten Investitionen des Unternehmens gewesen. Das Geld habe dem Unternehmen die Türen in Washington geöffnet und seinen Forderungen zur Umsetzung verholfen.