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Entfreunden für Fortgeschrittene

Von Christina Böck

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Auf den ersten Blick klingt es wie eine gute Nachricht. Nämlich, dass es das Sozialverhalten zu "richtigen Freunden" nicht ändert, wenn man auf Facebook Tonnen von Menschen seine Freunde nennt. Denn die Anzahl der engsten Freunde bleibt unverändert. Das bedeutet also, dass wahre Freundschaft sich von der schieren Menge nicht einfach ablenken lässt. Klingt doch gut. Das hat eine Studie in Oxford festgestellt. Da wurden 17-jährige Versuchspersonen eineinhalb Jahre begleitet und dabei wurde festgehalten, wie viele Kontakte sie haben. Und im Vergleich dazu, mit wem davon sie tatsächlich regelmäßig telefonieren, wem sie SMS schreiben beziehungsweise wen sie treffen. Diese Probanden machten im Testzeitraum die Matura, ihre Kontakte änderten sich danach also gravierend. Und die Studie stellte so fest, dass die neuen Kontakte zwar wieder ausführlich gepflegt wurden, dass aber die Menge der engsten Freunde sich nicht erweiterte. Für jeden neuen besten Freund musste also ein alter bester Freund "Platz machen".

Was eigentlich ganz rational zu erklären ist - man hat nun einmal nur beschränkte Zeit zur Freundespflege zur Verfügung, die muss man sich einteilen -, ist doch auch wieder beunruhigend. Kommt der Nächste mit freundlichen Nasenlöchern um die Ecke, ist man schon abgeschrieben? Untreues Pack. Der Unterschied zu Facebook, wo man einer unter vielen ist, ist halt: Man merkt es gleich, wenn man entfreundet wird. Gut, dann hat man immer noch die Chance, sich unter den abertausenden Facebookfreunden neue echte Freunde zu suchen. Dazu gibt es noch keine Studie.