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Enthaltsamkeit statt Boni-Rausch

Von Karl Leban

Wirtschaft
Ambitioniertes Ziel: Boni-Feuerwerke bei Banken sollen weltweit bald der Vergangenheit angehören.Foto: bb

Bank Austria und Volksbank AG haben bereits neue Modelle. | Bundesregierung lässt Boni-Praxis der Banken unangetastet. | Wien. Weit überzogene Banker-Boni mit kurzfristigen Gewinnzielen gelten als eine der Ursachen für die folgenschwere Finanzkrise. Dass beispielsweise vor allem in den USA große Banken wie Citigroup oder Bank of America, die noch dazu am Staatstropf hängen, wieder Milliarden aus dem Füllhorn ausschütten, so als ob nichts gewesen wäre, erhöht den Druck auf die Politik, jetzt umso rascher mit Regulierungen einzugreifen. Seit dem G20-Gipfel in Pittsburgh letzten September, als man sich auf eine Beschränkung von Mega-Boni verständigt hat, ist freilich - primär in den USA - noch nicht viel zustande gebracht worden, abgesehen von Ankündigungen.


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Österreich ist von dieser internationalen Diskussion ausgenommen. Banker-Boni sind für die Regierung kein Thema, heißt es aus dem Finanzministerium. Dass die Briten und Franzosen eine Sondersteuer von 50 Prozent auf millionenschwere Bonifikationen einführen wollen, habe keine Relevanz für Österreich. "Diesen Spitzensteuersatz haben wir sowieso schon", erklärt ein Sprecher von Finanzminister Josef Pröll gegenüber der "Wiener Zeitung". Und: "Bei uns stehen Steuererhöhungen nicht zur Debatte. Wir konzentrieren uns auf die Verwaltungsreform und sonstige Ausgabensenkungen."

Boni sind jährliche Ausgleichszahlungen für Banker in Top-Positionen. Sie können im siebenstelligen, manchmal jedoch auch im achtstelligen Bereich liegen, was viele Kritiker als unangemessen und geradezu obszön verteufeln.

Austro-Ranking: Treichl top

In Österreich selbst ist es anders als zum Beispiel im angelsächsischen Raum bis dato noch nie zu exzessiven Bonifikationen gekommen. Der einzige "Ausreißer" war Andreas Treichl, der als Chef der Erste Group einst für die Jahre 2004 und 2007 jeweils mehr als drei Millionen Euro an Boni kassierte (neben einem Fixgehalt von gut einer Million).

In Sachen Boni können österreichische Institute ihre Spitzenmanager wie bisher nach eigenem Ermessen bezahlen, auch wenn sie staatliche Kapitalhilfe erhalten haben. Um möglicher Kritik vorweg den Wind aus den Segeln zu nehmen, stehen bei ihnen mittlerweile allerdings neue, nachhaltige Vergütungsmodelle auf dem Prüfstand, die sich nicht ausschließlich an kurzfristigen Gewinnzielen orientieren (wie früher international üblich).

Erste Group und Bawag feilen nach Auskunft von Sprechern gerade an einem solchen Konzept. Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) ist derzeit ebenfalls noch am Prüfen von Details. Für das Management der Investmentbank-Tochter Riag hätten aber schon jetzt längerfristige und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Gewinnziele Gültigkeit, so ein Sprecher der RZB zur "Wiener Zeitung".

Die Vorreiter in Österreich

In der Bank Austria gibt es nach einer Umstellung innerhalb des Mutterkonzerns UniCredit schon seit vergangenem Jahr ein neues Bonus-Modell. Dieses sieht einen Beobachtungszeitraum von nunmehr drei Jahren statt einem für die Gewinnziele vor. Zudem spielen weiche Faktoren wie Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit eine besondere Rolle - und zwar zu 50 Prozent. An der absoluten Höhe der Boni will man in der größten Bank des Landes indes nicht rütteln: "Kein österreichischer Spitzenbanker verdient so viel wie ein US-Investmentbanker."

Ein längerer Beobachtungszeitraum für das Erreichen von Gewinnzielen gilt inzwischen auch bei der Volksbank AG (ÖVAG). Boni sind dort allerdings schon seit Jahren kein Thema, weil das Leitinstitut der regionalen Volksbanken seit 2008 Verluste schreibt.

Weichenstellung in Berlin

In Österreich haben Banken also weiter freie Hand bei Bonus-Zahlungen. Im Gegensatz dazu will Deutschland bei seinen Instituten sehr wohl durchgreifen. So soll die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Banker-Boni reduzieren können.

Einen Gesetzentwurf, der sich an den Vorgaben der 20 größten Wirtschaftsnationen (G20) orientiert, hat die deutsche Regierung erst diese Woche beschlossen. Der Kernpunkt: Erfüllen Banken die Mindestanforderungen bei Eigenkapital und Liquidität nicht oder droht dieser Fall einzutreten, soll die BaFin die Auszahlung von Boni ganz untersagen oder auf einen bestimmten Teil des Jahresergebnisses beschränken können. Acht deutsche Banken haben sich bereits im Dezember freiwillig zu schärferen Regeln verpflichtet.