Wien. Fast dachte man, es würde ein weiterer langweiliger Bawag-Prozesstag (Nummer 89), als am Dienstag Thomas Keppert sein letztes Teilgutachten präsentierte und dabei seine bisherigen Thesen nur leicht modifizierte. Der ÖGB hatte nach den Karibik-Verlusten mit seinem Vermögen (sprich: den Anteilen an der Bawag) für die Bank garantiert. Zwar korrigierte Keppert seine früheren Zahlen leicht zugunsten der Angeklagten, das ÖGB-Vermögen reichte dennoch nicht für eine Deckung der Verluste. Diese Frage ist für den Anklagepunkt der Bilanzfälschung relevant.
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Insgesamt waren die Ausführungen Kepperts wenig spektakulär. Ganz im Gegensatz zu dem, was Ex-Bawag-Boss Helmut Elsner kurz vor der Mittagspause behauptete. Dieser hegt nämlich den Verdacht, dass unter Ewald Nowotny (2006/2007 Bawag-P.S.K.-Chef) für die Angeklagten entlastende Unterlagen "in Anführungszeichen verloren" gingen. Elsner glaubt also, dass man die Unterlagen hat verschwinden lassen. Um welche Art Unterlagen es sich handelte, ließ er freilich offen.
Dabei hätte sich, so Elsner, Nowotny noch im Frühjahr 2006 gewünscht, dass alle Beschuldigten (die heutigen Angeklagten) aus der Sache herauskommen. Damals habe ihn sogar Wolfgang Brandstätter, der heute die Bawag als Privatbeteiligte am Bawag-Prozess vertritt, beraten.
Doch Nowotny "hat sich vom einen auf den anderen Tag gedreht", sagte Elsner. Schließlich sei das Hauptinteresse der Bank gewesen, "dass (SPÖ-Chef Alfred, Anm.) Gusenbauer die Wahl gewinnt". "Es ist eben eine politische Geschichte", sagte Elsner und fühlt sich von der und für die SPÖ geopfert.