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Entscheidungsschlacht an der US-Heimatfront

Von Markus Rapp

Politik

Washington - Die Entscheidungsschlacht um die Zukunft des Irak hat begonnen. Und zwar im US-Kongress. Für die nächsten Wochen werden wieder intensive Auseinandersetzungen zum Für und Wider einer Militäraktion gegen Saddam Hussein erwartet. Auch Präsident Bush wollte endlich etwas sagen, nachdem andere schon sehr vorlaut waren.


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Nach ausgestandenem Sommerloch begannen im Kongress gestern die von Abgeordneten geforderten Anhörungen zu einem möglichen Irak-Krieg. Der Wortführer der Demokraten, Tom Daschle, will Bush und andere Regierungsmitglieder dieser Tage und Wochen ins Kreuzverhör nehmen. Auch bei den Republikanern, seinen Parteifreunden, wird der Präsident kein leichtes Spiel haben. Wie um ihm außenpolitische Unbedarftheit unter die Nase zu reiben, haben gewichtige Republikaner und Repräsentanten früherer Regierungen zuletzt vor Hüftschüssen gegen Saddam Hussein gewarnt, während die "Falken" den Präsidenten mit ihrem Kriegsgeschrei regelrecht in die Enge trieben. Auch Militärs ließen sich entgegen den Gepflogenheiten ihres Berufsstands vernehmen. In manchen Ohren tönen nicht mehr nur die Posaunen von Jericho, sondern schon jene der Apokalypse.

Außenminister Colin Powell tat das dienstags von Iraks Vizepremier Tarek Aziz unterbreitete Gesprächsangebot an die UNO unterdessen als Schwindel ab; möglicherweise, so Powell, werde Bush am 12. September - vor der UNO-Vollversammlung - seine Absichten erklären. Der "Irak-Job" soll also in das Konzept des Anti-Terror-Kriegs eingepasst werden; vielleicht gibt es bis dahin auch die Beweise, die der britische Premier Tony Blair am Dienstag vorbehaltlich neuer Geheimdiensterkenntnisse angekündigt hat. Inzwischen lässt die US-Marine auf gecharterten Schiffen Panzer in den Golf schaffen.

EU-Außenbeauftragter Xavier Solana sagte am Mittwoch: "Wir glauben, dass es ein großer Fehler wäre, eine solche Militäroperation im Alleingang anzugehen." Europa-Abgeordnete aller Fraktionen warnten ebenfalls. Wie aus Brüssel verlautete, will man nächste Woche mit Powell über die Einbringung einer neuen, unmissverständlichen UNO-Resolution an den Irak beraten. Die Arabische Liga will heute ihre Ablehnung "jeglicher Angriffe auf den Irak" zum Ausdruck bringen.