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Entstaubte Korrespondenzen

Von Petra Medek

Wirtschaft

Sie wissen nicht, was "liberieren" heißt, "Rubrum" ist Ihnen ein Rätsel, und um so manches Schriftstück zu verstehen, brauchen Sie drei Anläufe? Kein Grund zu verzweifeln! "Wording" heißt das Zauberwort, das Korrespondenzen von altem Amtsdeutsch befreien und verständlich machen soll.


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"Wording bedeutet Mut zur Alltagssprache und weg von den Papierwörtern", erklärte Axel Ebert, Wording-Experte bei ikp (Institut für Kommunikations-Planung) gestern in einer Pressekonferenz des Kreditschutzverband von 1870 (KSV), der nun ein Wording-Projekt abgeschlossen hat.

Lange Sätze werden vermieden, veraltete Floskeln ersetzt, und am Ende des Briefes vermittelt man "freundliche Grüße" statt "hochachtungsvoll" zu "verbleiben". Der KSV mache bereits 180 Mill. Schilling pro Jahr im e-Business. "Dennoch stammte unsere Sprache noch aus unseren Gründungsjahren", begründet KSV-Geschäftsführerin Martina Dobringer die Entscheidung für Wording. Im Rahmen des 14 Monate dauernden Projektes wurden alle KSV-Mitarbeiter in der modernen Schriftsprache geschult. Rund 1 Mill. Schilling gingen für die Umprogrammierung und das ikp-Honorar auf, hausintern erforderte das Projekt 7 Mann-Monate, beziffert Projektleiterin Karin Krobath den Aufwand.

Obwohl Bedarf besteht, ist Wording in Österreich jedoch erst in den Kinderschuhen. Als hierzulande einziger großer Anbieter hat ikp bisher erst 10 Kunden wie den KSV im Rahmen von Wording-Großprojekten oder für kleine Projekte wie Beschwerdemanagement betreut, so Ebert im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Eines der Großprojekte läuft seit Ende 1999 beim Versicherungskonzern UNIQA, der sich mit der Markenumstellung auch eine neue Kommunikationsstrukur verpasst hat. "Wording ist nicht nur ein Schritt zur Kundenorientierung, sondern auch enorm wichtig für die Mitarbeitermotivation", erzählt Hans-Georg Mayer, Wording-Projektleiter bei UNIQA. Vielleicht ist das auch ein Anreiz für andere Institutionen, sich mit Wording zu befassen.