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Entweder Wolle oder Eier

Von Judith Schmitzberger

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Die Staatsoper und das Theater an der Wien wurden oft gegen einander ausgespielt. Szenische Ödnis und die Fallstricke der Routine wurden dem Haus am Ring vorgeworfen. Zyniker bezeichneten es sogar als ein verstaubtes Opernmuseum. Dem kleineren Haus am Naschmarkt wurde dagegen immer wieder der Vorwurf gemacht, viele Schließtage zu haben. Die Kritik gipfelte in dem Satz, man müsse bei diesem Haus nicht fragen, was, sondern ob es gerade spielt.


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Als klassisches Repertoire-Haus ist die Staatsoper dazu verpflichtet, jeden Tag ein anderes Werk auf dem Spielplan zu haben. Und das an die 300 Tage im Jahr. Mit wechselnden Sängern und Dirigenten. Das Theater an der Wien hingegen ist als Stagione-Haus konzipiert. Es gibt kein fixes Ensemble, kein Orchester, die Produktionen werden en suite gespielt - insgesamt an die 80 Opern-Vorstellungen pro Jahr.

Die aktuelle Produktion von Händels "Semele" (siehe Kritik zeigt deutlich, wie unterschiedlich der Auftrag der beiden Häuser ist. Und dass es unmöglich ist, sie gegen einander auszuspielen. Durch die komplexe Regie hätte die Staatsoper kaum die Chance, diese Produktion ständig neu einzustudieren. Die Pointen würden nach und nach ihre Spitzen verlieren. Die haben sie zwar an der Wien, doch lediglich für vier Abende. Ausverkaufen ließe sich wohl auch das Mehrfache.

Die eierlegende Wollmilchsau gibt es auch in der Illusionsmaschine Oper noch nicht.