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Flexibilität, Belastbarkeit, Fachqualifikationen - das sind Schlagworte, die bei der Suche nach Arbeitskräften häufig fallen. Jene Menschen, die diese Eigenschaften nicht mitbringen, landen vor dem Hintergrund hoher Arbeitslosenquoten rasch in der Arbeitslosigkeit. Die Beschäftigung in einem sozialökonomischen Betrieb soll in dieser Situation auffangen, den Selbstwert stärken und damit ein Sprungbrett sein - von diesem so genannten Zweiten zurück in den Ersten Arbeitsmarkt.
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Dass jedoch geförderte Beschäftigung in Sozialunternehmen vor dem Hintergrund immer knapper werdender Mittel ebenso einem gravierenden Wandel unterworfen ist wie der übrige Arbeitsmarkt, liegt auf der Hand, waren sich Experten im Rahmen einer Veranstaltung der Arbeiterkammer (AK) unter dem Titel: "Der Zweite Arbeitsmarkt - Hoffnung oder Abstellgleis" einig.
Die Reintegration werde zwar ein Thema bleiben, der Zweite Arbeitsmarkt könnte sich jedoch zunehmend zu einem Ersatzarbeitsmarkt entwickeln, prognostizierte AK-Experte Gernot Mitter. Es sei durchaus wünschenswert, dass Menschen länger als die derzeit möglichen zwölf Monate in einem sozialökonomischen Betrieb (SÖB) verbleiben, also Dauerarbeitsplätze dort geschaffen werden, meinte Iris Woltran von der Volkshilfe Österreich. Viele Langzeitarbeitslose fänden durch die Tätigkeit in einem SÖB erst zu einem strukturierten Tagesablauf zurück.
Wie lange das dauert, sei individuell sehr unterschiedlich und abhängig von den meist komplexen Problemlagen der Langzeitarbeitslosen, wie physische und psychische Beeinträchtigungen, Sucht oder Schulden. Um auf die Bedürfnisse dieser Menschen besser eingehen zu können, müsse der Zweite Arbeitsmarkt flexibler werden und einen schrittweisen Einstieg ermöglichen, formulierte Woltran. Denn immerhin rund 25% der Langzeitarbeitslosen können der Wiedereinstieg gelingen, wie die drei vorgestellten EQUAL-Beschäftigungsprojekte Ways to Work, IRMKA und ida zeigen.
Zugang erweitern
Derzeit ist der Zugang zu den geförderten Arbeitsplätzen in einem SÖB jedoch nur für Personen möglich, die Arbeitslosengeld bzw. Notstandshilfe beziehen. Daneben erschwert eine Regelung den Zugang, wonach die SÖB-Plätze an den Wohnort gebunden sind, erklärte Roswitha Kikowsky, Koordinatorin des Volkshilfe-Projektes Ways to Work, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". So blieben in einigen Betrieben Plätze leer, während viele Langzeitarbeitslose auf eine Beschäftigungsmöglichkeit warten. Der Zweite Arbeitsmarkt müsse auch für MigrantInnen, AsylwerberInnen und auf SozialhilfeempfängerInnen zugänglich werden, formulierte Volkshilfe-Expertin Woltran eine weitere Forderung.
Soziale Integration
Außerdem müsse dringend an den Schnittstellen von Arbeitslosenversicherung und Sozialhilfe gearbeitet werden, betonte Barbara Reiterer, Leiterin des Projektes ida (Integration durch Arbeit) bei der Caritas. "Wir brauchen eine erweiterten Zweiten Arbeitsmarkt, der Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration ebenso bietet wie soziale Integration", resümierte Reiterer. Es gehe darum, die Entwertungsspirale, in die langzeitarbeitslose Menschen geraten, zum Stillstand zu bringen und deren Selbstwert durch geregelte Tätigkeit zu stärken.
Kostendiskussion
Die Kosten für einen geförderten Transitarbeitsplatz werden auf rund 35.000 Euro pro Jahr geschätzt. Ein Umstand, der für Herbert Buchinger, Chef des Arbeitsmarktservice, die Grenzen des finanziell Tragbaren aufzeigt: Die Einrichtung eines alternativen, dauerhaften Zweiten Arbeitsmarktes sei finanziell schlicht und einfach unmöglich, so Buchinger.