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Entwickelt sich China zum Zugpferd oder Todesengel?

Von Hermann Sileitsch

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Die Eröffnung des 828-Meter-Turms Burj Khalifa in Dubai bestätigt eine verblüffende Regel: Wolkenkratzer werden meist dann fertig, wenn eine Krise in voller Blüte steht - so geschehen auch beim Empire State Building 1931 und bei den Petronas Towers in Kuala Lumpur 1998 während der Asienkrise, wie das britische Magazin "Economist" bemerkte. Man muss keine Verschwörungstheorien bemühen: Die Planung dieser Prestige-Projekte erfolgt stets zu einer Zeit, wenn Geld einfach verfügbar und billig ist und das Wachstum endlos scheint. Bis die Bauwerke fertiggestellt sind, ist die Blase längst geplatzt. Die Moral aus der Geschichte: Euphorie und Superlative sollten zu größtmöglicher Vorsicht veranlassen. Sie markieren mit hoher Sicherheit das nahe Ende eines wirtschaftlichen Aufschwungs. Und je größer der Jubel davor, umso lauter der Katzenjammer danach. | China-Blase 1000 mal so schlimm wie Dubai


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Die chinesischen Rekorde sollten deshalb nachdenklich stimmen. Alle Welt hofft derzeit, dass die Volksrepublik die USA als Konjunkturlokomotive der Weltwirtschaft ablöst. Die Gefahr, dass sich hier binnen kürzester Zeit eine gewaltige Blase aufbaut oder schon aufgebaut hat, ist aber beträchtlich. Und von einem weiteren Knall, der rund um den Erdball zu hören wäre, würde sich die Weltwirtschaft auf lange Zeit nicht erholen.

Der Zeitpunkt für eine Zinswende könnte somit bereits gekommen sein - und das, obwohl die Krise längst nicht vorbei ist und die Arbeitslosenzahlen weiter steigen. Denn Geld ist derzeit billig wie nie: Die Leitzinsen in den meisten hoch entwickelten Volkswirtschaften liegen immer noch unter 1 Prozent. Ein großer Teil der Investitionen fließt in die Schwellenländer, wo die Krise eine geringere Kerbe in die Konjunkturkurven geschlagen hat, wo die Verschuldung geringer ist und künftig das Wachstum erwartet wird. Wenn China allerdings, wie sich bereits abzeichnet, mit steigenden Zinsen die Immobilienblase im Land bekämpfen will, könnte es noch mehr spekulatives Geld anziehen - was die Blase erst recht anschwellen ließe.