Überlebenskünstler haben es in der Politik schwer, ganz besonders in der FPÖ. Einer trotzte allen Widrigkeiten. | Gut Ding braucht eben Weile. Eigentlich sollte sich die im Regierungsprogramm angekündigte Arbeitsgruppe zur Verfassungs- und Verwaltungsreform ja Ende Jänner konstituieren. Nun wird es eben der 12. Februar. Neben Bundeskanzler und Vizekanzler werden der Runde auch die Direktoren von IHS und Wifo, Bernhard Felderer und Karl Aiginger, der Präsident des Rechnungshofes Josef Moser sowie zwei Landeshauptleute angehören.
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Wer für die Länder in den Ring steigt, ist allerdings noch offen. Die Frage ist nicht ganz irrelevant, schließlich ist die Ansicht weit verbreitet, dass hier die Blockierer jeglicher Reformbemühungen sitzen.
Für die SPÖ wird es wohl der Burgenländer Hans Niessl oder der Wiener Michael Häupl sein. Der übliche ÖVP-Verdächtige, Vorarlbergs Herbert Sausgruber, winkt dieses Mal ab. Er muss am 20. September seine absolute Mehrheit verteidigen. Auch Oberösterreichs Josef Pühringer muss im Herbst wahlkämpfen.
Nachdem Tirols Günther Platter noch zu kurz im Amt ist für solche Verhandlungen, bleibt wohl wieder nur ein Niederösterreicher. Irgendwie ein witziger Gedanke, sollten sich Neffe und Onkel Pröll an diesem Verhandlungstisch gegenübersitzen.
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Katzen, so heißt es, hätten sieben Leben. Politiker lassen sich hier nicht so leicht über einen Kamm scheren. Generell scheint es, als seien politische Überlebenskünstler unter den neuen Bedingungen von Politik zur bedrohten Spezies geworden. Bei Rot und Schwarz hat ihnen spätestens mit der jüngsten Revolution - und um nichts anderes handelte es sich - die letzte Stunde geschlagen. Die Grünen haben noch Peter Pilz, aber der steht schon längst nicht mehr an der Spitze und irgendwie bleiben die Grünen ja doch immer die Grünen.
Bei den Freiheitlichen wird einem da schon einiges mehr abverlangt. Die Karrieren von Herbert Scheibner und Ewald Stadler legen davon beredtes Zeugnis ab. Ersterer hat ja seit kurzem wieder intakte Chancen, nach den Kärntner Wahlen vom geschäftsführenden zum gewählten BZÖ-Obmann aufzusteigen.
Der wahre König in dieser Disziplin sitzt jedoch rund 300 Kilometer entfernt von Wien in Salzburg. Sein Name? Karl Schnell. Der 54-Jährige steht mittlerweile seit 1992 der Landes-FPÖ vor und ist damit der mit Abstand dienstälteste FP-Obmann. Sogar den kollektiven Parteiausschluss aller gewählter Funktionäre im April 1998 durch die damalige FPÖ-Bundesgeschäftsführerin Susanne "Königskobra" Riess-Passer überlebte Schnell. Kurz darauf versöhnte er sich wieder mit seinem großen politischen Idol Jörg Haider.
In den letzten Jahren ist es ruhig um den promovierten Mediziner mit eigener Praxis geworden, radikale Wortmeldungen hat man von ihm zuletzt seltener gehört. Beobachter bescheinigen ihm einen Reifungsprozess: Mittlerweile habe er verstanden, dass weder Niederlagen noch Siege auf sein persönliches Konto gingen, sondern das Abschneiden stets von der bundespolitischen Stimmungslage für die FPÖ abhingen.
Diesbezüglich kann Schnell heuer entspannt sein: Für den 1. März prophezeien die Umfragen der FPÖ einen schönen Zuwachs - nachdem sie 2004 von fast 20 auf nur mehr 8 Prozent abgestürzt war.
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