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Er weiß, dass er nichts weiß

Von Tamara Arthofer

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Es gibt wohl kaum eine Frage, die Marcel Hirscher in den vergangenen Monaten öfter beantwortet - oder besser: nicht beantwortet - hat als jene nach seinem möglichen Karriereende. Doch weil er schon so geübt darin ist, durfte er es am Dienstag bei einem PR-Event live im Fernsehen noch einmal (nicht) tun. Und dass auch ja kein Trennungsschmerz zu dem im Skizirkus umtriebigen ORF-Reporter Rainer Pariasek aufkommt, darf er ihm gegenüber am Abend noch einmal Rede und (Nicht-)Antwort darüber stehen. Nun kann man weder dem ORF noch Hirschers Hauptsponsor oder gar ihm selbst einen Vorwurf ob dieser seltsame Blüten treibenden Inszenierungen machen; die Quote will noch einmal in die Höhe getrieben, das Raiffeisen-Logo in Szene gesetzt werden. Es ist halt ein Kreuz mit dem Erfolg. Und es ist ja nicht so, dass alles, was dort gesagt wurde, niemanden interessieren würde. Immerhin haben die Zuhörer erfahren, dass es beim achtfachen Gesamtweltcupsieger eine "49:51"-Tendenz gibt. In welche Richtung, sagte er nicht. Dafür konnte man ihm glauben, dass er nach der kräftezehrenden Saison inklusive neun Weltcupsiegen, WM-Gold und -Silber sowie dreier Kristallkugeln "sehr, sehr müde" ist - und er sich schon deshalb Zeit mit seiner Entscheidung lassen will, in die er dann - Überraschung! - zuerst sein Team, für ihn eine Art "Selbsthilfegruppe", miteinbeziehen will. Also "zuerst" heißt in dem Fall: Bevor er die Raiffeisen-Kunden und ORF-Zuschauer informiert. Die müssen sich vorerst damit begnügen, das gehört zu haben, was Hirscher ohnehin schon die vergangenen Monate heruntergebetet hat: Bezüglich seines Karriereendes weiß er, dass er nichts weiß. Und wir wissen immerhin, dass es Zeit für den Frühling ist. Ruhe geben, abschalten. Das gilt beileibe nicht nur für Marcel Hirscher.