Dach-Spannweiten bis zu 27 Meter ermöglicht das Holz-Leichtbauelement der Grazer Kielsteg GmbH, die für ihre Erfindung den "Inventum 2013" des Patentamts erhielt. Im Moment sucht die Firma weitere internationale Produktionspartner.
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Wien. Unter Zeitdruck entstehen oft die besten Ideen: Stefan Krestel suchte eigentlich "nur" ein Thema für seine Diplomarbeit - aus der Idee entstand die Grundlage für seine Firma Kielsteg GmbH, nämlich ein Holz-Leichtbauelement für Dächer. Für diese patentierte Erfindung wurde das Erfinderteam Raimund Köchl und Stefan Krestel am Dienstagabend mit dem Inventum 2013 in Gold, mit dem das Patentamt zum dritten Mal die besten patentierten Erfindungen auszeichnete. Unter 73 Anmeldungen für den Preis wurde Kielsteg von einer vierköpfigen Fachjury zum Gewinner gewählt. Die Erfindung setzt nach Angaben des Patentamts "neue Maßstäbe im Holzbau und ist zugleich nachhaltig".
Eingesetzt wird das Holzelement als Dach- oder Deckenelement in Gebäuden wie Schulen, Kindergärten, Industriehallen oder Supermärkten, erklärt Krestel: "Das Element eignet sich für Spannweiten für 5 bis 27 Meter." Dank der großen Spannweite ermögliche das Kielsteg-Element eine flexible Raumnutzung und schaffe eine optisch ansprechende Oberfläche.
Holz-Bauteil spart Material
Holz erscheine rustikal, eigne sich aber für ein Hochleistungselement, sagt Krestel. Die Flächentragsysteme aus Fichtenholz bestehen aus einem Ober- und Untergurt aus Schnittholz sowie Stegen aus Sperrholz oder Grobspanplatten (OSB-Platten). Mit dieser Konstruktion werden bis zu 70 Prozent an Material gespart: "Das Bauelement hilft, Ressourcen zu sparen, und das wird in Zukunft immer wichtiger werden", so Erfinder Krestel.
Nachdem die ersten Prototypen des Holz-Leichtbauteils vor rund sieben Jahren gebaut wurden, startete 2011 die automatisierte Produktion. Die Kielsteg GmbH vergibt Lizenzen, hergestellt wird das Element derzeit vom steirischen Unternehmen Kulmer Bau. Im Moment sucht Kielsteg weitere Produzenten in Deutschland und der Schweiz und will so seine Internationalisierung vorantreiben.
Humane Knochenschraube
Aus einem ganz anderen Bereich, nämlich aus der Medizin, stammt hingegen der Preisträger des Inventums in Silber: Den zweiten Platz erreichte der Linzer Orthopäde Klaus Pastl für "Shark Screw", eine Knochenschraube aus humanem Material für die Behandlung von Brüchen. Mit dieser Erfindung sparen sich Patienten eine zweite Operation - im Gegensatz zur Metallschraube, mit der bisher Knochenverletzungen behandelt werden. Diese muss in einer zweiten Operation entfernt werden.
Anders bei der Schraube aus menschlichen Knochen, die mit einer CNC-Fräse hergestellt wird: "Die Knochenfragmente verschmelzen miteinander, nach einem Jahr sieht man die ‚Shark Screw‘ im Röntgenbild nicht mehr", sagt Pastl. Mit der "Knochenarbeit" begonnen hat Pastl bereits im Jahr 1992, wie er bei der Preisverleihung erzählte: Aus den Oberschenkelknochen von Verstorbenen baute er die Schraube. Kurz vor 2000 stoppte er die Entwicklung, weil die BSE-Krise die Arbeit mit Knochen schwieriger machte. Bis dahin hatte er 60 Patienten die "Shark Screw" eingesetzt. 2006 nahm er die Entwicklung wieder auf und operierte weitere Patienten. Im Dezember wird das Produkt am Markt vorgestellt, kündigt Pastl an.
Leichtere Flugzeugflügel
Bronze ging an den oberösterreichischen Luftfahrtzulieferer FACC für eine neue Fertigungstechnik eines Flügelkastens: Durch ein Infusionsverfahren können leichtere Bauteile aus kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen für Flugzeuge hergestellt werden. Die leichteren Bauteile sparen Treibstoff und verringern Emissionen und sind für alle Flugzeuggrößen einsetzbar. Das Verfahren wird von allen großen Herstellern bei neuen Flugzeugen eingesetzt, hieß es bei der Preisverleihung.
Insgesamt erteilte das Österreichische Patentamt im Vorjahr 1256 Patente. Von den 2395 Patentgesuchen stammten rund 90 Prozent aus Österreich. Die meisten Erfindungen kommen aus den Bereichen Bau, elektrische Maschinen und Anlagen sowie Möbel und Spielzeug.
Die erfinderischste Firma war im Vorjahr der Grazer Motorenentwickler AVL List, vor dem Vorarlberger Beschlägehersteller Julius Blum und der finnischen Metso Paper. In den Top Ten befand sich auch eine Universität, nämlich die TU Wien.