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Die Diskussion um die Privatisierung der voestalpine AG scheint trotz des nun erfolgten Teilverkaufs von ÖIAG-Anteilen über die Börse um nichts ruhiger zu werden. Während sich Oberösterreichs Landeshauptmann Pühringer (ÖVP) im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" darüber erfreut zeigte, dass ein großer Teil der Aktien in oberösterreichischer Hand ist, hielt die Kritik der Opposition an.
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"Ich bin froh, dass Oberösterreich mit mehr als 35% beteiligt ist", sagte Pühringer. Er meinte damit das gemeinsame Aktienpaket von voestalpine-Mitarbeitern und mehreren oberösterreichischen Betrieben. Außerdem sei es gelungen, einen strategischen Partner auszuschließen. Zu der Tatsache, dass die zu 56% dem Land Oberösterreich gehörende Technologie- und Marketinggesellschaft TMG statt den gewünschten 15% keine Aktien erhalten habe, meinte Pühringer: "Ich nehme es zur Kenntnis." Dafür ist laut Pühringer das Vorkaufsrecht des Landes an den voestalpine-Aktien von Oberbank und Raiffeisenlandesbank OÖ unter Dach und Fach: "Der Formalakt wird in Kürze erfolgen". Die Vertreter von großen oberösterreichischen Unternehmen, die nach dem Börsegang knapp mehr als 25% der Aktien an der voestalpine halten - Raiffeisenlandesbank OÖ, deren "Österreich-Fonds" jetzt auf über 15% kommt, die Oberbank, Oö-Hypo, Oberöstererreichische Versicherung, Energie AG und VKG - haben eine "überparteiliche Standortpartnerschaft" mit dem Land Oberösterreich gegründet, hieß es am Sonntag aus dem Büro des Landeshauptmanns. Auf die Frage, warum die Kritik an der Privatisierung der voestalpine nun dennoch anhalte, meinte Pühringer: "Weil am Sonntag (28. September) Landtagswahlen sind."
Zufrieden mit dem Verkauf der voestalpine-Anteile über die Börse ist Finanzminister Karl-Heinz Grasser: Es sei gelungen, mit rund 50% österreichischer Aktienbesitzer die Voest in heimischen Händen zu behalten. "Ich denke, diese Voest-Privatisierung ist ein Beispiel dafür, wie man es machen soll - wie man eine Privatisierung im österreichischen Interesse erreicht", erklärte Grasser im ORF-Hörfunk. Und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel meinte, durch die Privatisierung sei ein harter österreichischer Aktionärskern entstanden. Der Bund solle sich auf die Aufgaben konzentrieren, die er könne. Das Führen von Produktionsbetrieben zähle nicht dazu, so Schüssel.
Von einem "Privatisierungs-Desaster" und einer "blindwütigen Privatisierungspolitik" sprach hingegen SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos. Der Verkauf der Voest unter ihrem Wert sei politisch motiviert gewesen, warf Darabos insbesondere dem Bundeskanzler und dem Finanzminister vor. Man habe jetzt einen Preis von 32,50 Euro pro Aktie erlöst, obwohl Experten davon ausgehen, dass sie zumindest 40 Euro wert sei. Die voestalpine-Aktie schloss am Freitag um 1,29% höher auf 32,92 Euro.
Die von der ÖIAG begebene Umtauschanleihe auf voestalpine-Aktien war laut Finanzkreisen achtfach überzeichnet. Die Nachfrage habe sich fast ausschließlich auf institutionelle Anleger aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland beschränkt, hieß es. Angaben der ÖIAG über die Bond-Nachfrage gab es dazu im Gegensatz zum SPO-Börsenverkauf - dreifache Überzeichnung des Aktienangebots - nicht. Über die Ausgabe der Umtauschanleihe, die mit einer Fixverzinsung von 1,5% ausgestattet ist und bis 2006 läuft, erlöst die Staatsholding wie berichtet 245,2 Mill. Euro. Die Anleihe bezieht sich auf 15% der Voest-Aktien, die bis zur Tilgung in ÖIAG-Besitz bleiben. Der Umtauschpreis von 41,275 Euro entspricht einer Prämie von 27% gegenüber dem SPO-Aktienpreis. Der Gesamterlös aus SPO und Umtauschanleihe breträgt 498 Mill. Euro.