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Erfolgreich - erfolglos: Krise erweitert die Kluft

Von Eva Stanzl

Wirtschaft
Wer schon vor der Krise beweglich war, ist auch in der Krise schneller. Foto: bilderbox

Top-Manager: Schwieriges 2010. | Dennoch weniger Personalabbau. | Umsatzerhöhende Maßnahmen statt nur Kostenreduktion. | Wien. Wer schon vor der Krise beweglich war, kann auch in der Krise leichter überleben. Das betont Gerhard Speckbacher vom Institut für Unternehmensführung der Wirtschaftsuniversität Wien. Demnach haben Firmen, die seit Jahren gut aufgestellt sind, auch in der Rezession mehr Erfolg, weil sie sich auf neue Strategien konzentrieren können.


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Hingegen haben Betriebe Schwierigkeiten, die erst im Zuge der Wirtschaftskrise restrukturieren, weil sie nur Löcher stopfen: "Die Kluft zwischen erfolgreich und nicht erfolgreich öffnet sich weiter", sagt Speckbacher.

Dementsprechend malen 60 Prozent der heimischen Top-Manager ein düsteres Bild nicht nur für heuer, sondern auch für 2010. Das zeigt eine Studie der Berater A.T. Kearney Wien und der Wirtschaftsuniversität. Befragt wurden 115 Führungskräfte in Top-Unternehmen aus den Branchen Dienstleistung, Finanz, Industrie und Handel, vom Klein- und Mittelbetrieb bis zum börsenotierten Konzern. Die Einschätzungen berücksichtigen die Entwicklung von Umsatz, Betriebergebnis, Investitionen, Arbeitplätze und die gesamte Branche.

Für Letztere fallen die Ergebnisse noch schlechter aus: 70 Prozent schätzen das Abschneiden ihrer Branche 2010 im Vergleich zu 2008 negativ ein.

Dienstleister betroffen

Besonders stark betroffen sieht sich die Dienstleistungsbranche aufgrund des schrumpfenden Welthandels. Am zuversichtlichsten blickt der Handel ins nächste Jahr - hier erwartet ein Viertel ein besseres Betriebsergebnis als vor der Krise. Einbrüche erwartet die Industrie. 62 Prozent sehen laut Umfrage niedrigere Umsätze und 43 Prozent einen niedrigeren Personalstand als 2008.

Dennoch wollen die Manager ihre Mitarbeiter für den Aufschwung halten. Statt weiter Personal abzubauen planen sie eher, Kosten an Lieferanten weiterzugeben oder Produktionskapazitäten anzupassen. Außer, die Konjunktur springt nicht an. "Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, dann wird wieder Personal reduziert", sagt Kurt Oswald von A. T. Kearney.

Krisenbewältigung heißt für die meisten österreichischen Führungskräfte Kostenreduktion, Liquiditätssicherung und Verbesserung der Unternehmenssteuerung. Für 2009 hatten 90 Prozent eine Negativ-Entwicklung erwartet, die Investitionen wurden um ein Drittel zurückgefahren. "Die Frage ist, wie lange man es sich das leisten kann, bevor man doch wieder Personal abbauen muss", sagt Oswald.

Erfolgsorientierte Manager setzen daher zusätzlich auf umsatzerhöhende Maßnahmen, "etwa einen offensiven Marktauftritt, die Erschließung neuer Märkte oder Preissenkungen. Kostenreduktion alleine ist zu wenig", betont Speckbacher: "Innovative, breit aufgestellte Firmen, die schnell neue Themen umsetzen, sind auch in der Krise erfolgreich."