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Rahm Emanuel, früher Barack Obamas Stabschef im Weißen Haus und heute Bürgermeister von Chicago, brachte es auf den Punkt, als er 2009 meinte, man solle eine ernste Krise nicht "verschwenden". So eine Krise sei eine Möglichkeit, "Dinge zu tun, von denen man zuvor annahm, dass man sie nicht tun kann". Guy Verhofstadt und Daniel Cohn-Bendit raten in ihrem vor kurzem erschienenen, leidenschaftlichen Manifest "Für Europa!", genau das zu tun: Die Nationalstaaten seien viel zu schwach, um im globalen Wettbewerb zu bestehen, Europa müsse größer, demokratischer und stärker werden.
Vor einer Führungsrolle Deutschlands wird allerdings gewarnt.
Von Deutschen.
"Das deutsche Europa", so der Soziologe Ulrich Beck in seinem unter diesem Titel erschienenen Buch, sei keine Lösung. Beck wiederholt damit, was Thomas Mann schon 1953 in seiner Hamburger Rede Studenten zugerufen hat: Sie sollten nicht nach einem "deutschen Europa", sondern nach einem "europäischen Deutschland" streben. Beck schreibt, dass in einem "deutschen Europa" Deutschland für das Scheitern der EU verantwortlich gemacht würde.
Wenn also Europa nicht am deutschen Wesen genesen soll, was dann?
Wenn Europa schon Vorbilder für beispielhafte Politik sucht, dann sollte es nach Skandinavien blicken: Schweden und Finnland liegen auf den Plätzen 3 und 4 des neuesten WEF Global Competitive Index (Österreich belegt Platz 16), Finnland führt regelmäßig bei der internationalen Schulleistungsuntersuchung Pisa. Bei der internationalen Korruptionsvergleichsstudie von Transparency International liegt Schweden mit 88 Punkten nur 2 Punkte hinter dem auf Platz 1 liegenden Finnland (Österreich liegt mit 69 Punkten auf Platz 25). Kaum ein Ranking der Top-Länder, auf denen nicht ein skandinavisches Land ganz vorne liegt. Das nordische Modell, aufgebaut auf Vertrauen, Fairness und Transparenz, bringt niedrige Transaktionskosten - was die Wirtschaft freut - und ein effizientes, leistungsfähiges politisches System. Die Skandinavier - allesamt Vorzeigedemokraten - beweisen, dass ein großzügiger Wohlfahrtsstaat und eine offene, marktorientierte und kompetitive Wirtschaft kein Widerspruch sind. Das nordische Modell der solidarischen Hochleistungsgesellschaft ist erfolgreich und zutiefst europäisch.