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Erfolgreicher Start an der CSU-Spitze: Horst Seehofer, der Stehauf-Hüne

Von Markus Kauffmann

Analysen

Stattlich ist er, offen und jovial wirkt er: Horst Seehofer, Sohn eines Ingolstädter Lastwagenfahrers, 59 Jahre, vierfacher Vater, Ministerpräsident des Freistaates Bayern und vierter Nachfolger des legendären Franz Josef Strauß als CSU-Vorsitzender. | Seit fast 30 Jahren ist der leidenschaftliche Politiker außerhalb Bayerns tätig gewesen, zuerst in Bonn als Bundestagsmitglied, später als Kohls Gesundheitsminister. Nach einer lebensgefährlichen Herzerkrankung und wochenlangem Bangen in der Intensivstation kehrt er in die Spitzenpolitik zurück und wird Agrar- und Verbraucherminister unter Angela Merkel.


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Während das glücklose Duo Erwin Huber und Günther Beckstein mit Hilfe der mittleren CSU-Funktionärsschicht an die Macht kam, gehören Seehofer, der im Freistaat über keine Hausmacht verfügt, eher die Sympathien der Basis, gilt er doch als soziales Gewissen der Christsozialen. Nach der Wahl, bei der die CSU ihre absolute Mehrheit eingebüßt hat, gelangteSeehofer als Retter schließlich doch in die Beletage der Staatskanzlei.

Doch die Uhren gehen an der Isar anders als an der Spree. In München erwartet ihn eine sehr reservierte Landtagsfraktion, die ihm teilweise sogar feindlich gegenübersteht; eine zutiefst in ihrem Selbstwertgefühl verunsicherte Partei; in vernichtende Personalkämpfe verstrickte Altlasten, wie zum Beispiel Strauß-Tochter Monika Hohlmeier; die Finanzkatastrophe bei der BayernLB und nicht zuletzt die Weltfinanzkrise.

Kein leichter Start. Aber der durch Niederlagen gestählte Seehofer mit seinem entwaffnenden Charme und seinen Stehauf-Qualitäten will aus diesem Schreckensszenario wie Phönix aus der Asche steigen. Ganz und gar nicht charmant, dafür aber in Bayern sehr wirkungsvoll, hat er seiner ehemaligen Chefin vorgezogene Steuererleichterungen abgerungen. Vergangenes Wochenende einigten sich die in dieser Frage gar nicht schwesterlichen Unionsparteien auf eine Erhöhung des Grundfreibetrags und die Abflachung der sogenannten "kalten Progression", damit der Staat nicht jede Lohnerhöhung gleich wieder auffrisst. Klar: Merkel braucht die CSU für die Bundestagswahl im Herbst.

Innerparteiliche Kritik brachte ihm sein Lob für Monika Hohlmeier ein, die Spitzenkandidatin zur Europawahl werden wollte. Dagegen rebellierte Markus Ferber und drohte mit Kampfabstimmung. Seehofer schwenkte um und schlug Ferber als Spitzenkandidaten vor. So konnte er die Rebellen beruhigen, ohne den Strauß-Clan zu verärgern.

In nur elf Wochen hat es Horst Seehofer geschafft, die CSU zu befrieden, die Landtagsfraktion hinter sich zu scharen, die BayernLB zu retten und die Kanzlerin zum Nachgeben bei den Steuern zu zwingen. In München wächst offenbar ein neuer Machtfaktor heran.