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Erfolgreicher Werber für den Wirtschaftsstandort

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Seit über 20 Jahren wirbt die Austrian Business Agency (ABA) nun erfolgreich für den Wirtschaftsstandort Österreich. Unter ihrer Federführung wurden in diesem Zeitraum rund 2,5 Mrd. Euro im Zuge von Betriebsneuansiedlungen im Land investiert, 26.000 neue Jobs wurden geschaffen. Auch 2002 bleibt Österreich bei ausländischen Investoren gefragt, erhöhen ließe sich die Standortattraktivität aber allemal.


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Baxter errichtet eine Produktionsstätte für Impfstoffe in Krems und steckt vorerst 200 Mill. Euro in das Projekt. Opel bekommt den Auftrag für die Fertigung von Pkw-Getrieben und investiert 300 Mill. Euro in Wien-Aspern. BMW baut um 400 Mill. Euro ein neues Motorenwerk in Steyr, und Magna errichtet und erweitert Produktionsanlagen um Hunderte Millionen Euro. Alleine was Großinvestitionen multinationaler Konzerne in den vergangenen 12 Monaten in Österreich betrifft, ließe sich die Liste noch ein schönes Stück fortsetzen, von kleineren Investitionen und Investoren nicht zu reden.

Österreich ist als Standort attraktiv, keine Frage. Ein Erfolg, der in vielen Fällen auf die Arbeit der ABA zurückzuführen ist. Alleine im Vorjahr konnte die ABA 120 neue Firmen bei ihrer Ansiedlung in Österreich beraten. Sie investierten fast 600 Mill. Euro und sorgten für über 5.000 neue Arbeitsplätze.

"Bei der kürzlich geglückten Ansiedlung von Baxter in Krems etwa (Anm. ein ABA-Projekt) haben wir uns gegen eine breite internationale Konkurrenz auf drei Kontinenten durchgesetzt", erzählt René Siegl, Geschäftsführer der ABA. Die Entscheidung sei aufgrund der guten Erfahrungen, die Baxter schon im Land gemacht hat, sowie dem optimalen Know-how-Transfer zwischen Forschung und Produktion gefallen.

Die Frage, ob die Höhe der Förderung ausschlaggebend für die Standortwahl gewesen sein könnte, verneint Siegl: "Der neue Standort in Krems wurde zwar mit 13,4% der Investitionssumme gefördert, eine Reihe von Konkurrenten hat aber erheblich mehr geboten." Seit dem EU-Beitritt habe Österreich kein Projekt mehr aufgrund von Förderungen gewonnen. Grundsätzlich können Förderungen bei einzelnen Projekten aber schon eine wichtige Rolle spielen. Siegl: "Wir haben einmal ein Projekt im Zulieferbereich an Sachsen-Anhalt verloren. Die haben 6 Mill. Schilling an Förderungen pro Arbeitsplatz gezahlt, das waren 65% der Investitionssumme, dagegen waren wir chancenlos. Auch Ende der 70er Jahre, als GM einen Standort suchte, hätte Wien-Aspern ohne Förderung den Zuschlag nicht bekommen. Heute schaffen sie es ohne."

In Summe ist die Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Standorts im vergangenen Jahrzehnt besser geworden. Die Lohnstückkosten seien gefallen, die Produktivität habe enorm zugelegt, so Siegl. Die Steuerreform 1994 habe viel Positives bewirkt, wenn auch der Körperschaftssteuersatz (Köst) von 34% heute keinen Vorteile mehr biete. Siegl: "Nach der massiven Steuersenkungswelle in Europa liegen wir heute mit unseren Steuersätzen über dem EU- und OECD-Schnitt. Wenn das so weitergeht, sind wir bald die drittletzten in Europa."

Noch ist es allerdings nicht so weit. Noch kann die ABA überwiegend Erfolge vermelden. So hat sich seit 1991 der Stand der Direktinvestitionen ausländischer Firmen auf nahezu 30 Mrd. Euro verdoppelt. Und die ABA will weiter auf der Überholspur bleiben. In diesem Sinn wünscht sich Siegl etwa einen Köst-Satz von höchstens 29% und die baldige Umsetzung der Gewerbereform. "Die Reform sollte die Situation für die österreichischen Jungunternehmen ebenso wie für ausländische Unternehmen bessern", meint er. Hoffnungen hegen die Betriebsansiedler auch im Hinblick auf das Integrationspaket. "Vielleicht wird es im Rahmen der Begutachtung abgeändert. Denn grundsätzlich wäre das Paket ausgesprochen positiv. Durch den Zwang zu Deutschkursen wird es aber von den USA bis Südkorea insgesamt als negativ wahrgenommen".

Insgesamt beobachtet Siegl aber eine sehr zögerliche Haltung der Unternehmen. Viele scheinen sich zwar auf Investitionsentscheidungen vorzubereiten, wollen aber vorher das Anspringen der Konjunktur abwarten. "Wenn es dann aber soweit ist, wird es schnell gehen", meint Siegl optimistisch. Und dann werde auch der Arbeitsmarkt "drehen".