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Kampf um Einfluss in der Region. | Gegenüber Iran an Gewicht verloren. | Nahezu wortgleich bekräftigten Palästinenser-Präsident und Fatah-Chef Mahmoud Abbas und der Hamas-Politbürochef Khaled Mashaal Mittwochfrüh in Mekka ihren Willen zu einer Einigung. Es gäbe keine andere Option, fügte Mashaal, der starke Hamas-Mann in Damaskus, hinzu.
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Der Druck auf die beiden verfeindeten Palästinensergruppen, bei dem Versöhnungsgipfel die gegenseitigen Feindseligkeiten zu beenden, wurde noch durch die Ankündigung von Israels Ministerpräsident Ehud Olmert erhöht, am 19. Februar mit Abbas und US-Außenministerin Condoleeza Rice zusammenzukommen. Dabei soll es um ein "bedeutsames" Angebot gehen, um den Friedensprozess wieder in Gang zu bekommen.
Aber nicht nur für das Verhältnis zwischen Israel und Palästina könnte das Ergebnis von entscheidender Bedeutung sein, sondern auch für das Gastgeberland Saudi-Arabien. Nach der Meinung internationaler Beobachter geht es König Abdullah, der als Ziel die Bildung einer palästinensischen Einheitsregierung vorgegeben hatte, nämlich nicht nur um diesen Konfliktherd, sondern um die ganze Region: Der wachsende Einfluss des Iran im Nahen Osten soll eingebremst werden.
Weckruf US-Wahl
"Wir haben begriffen, dass wir aufwachen müssen", zitiert die "New York Times" einen saudischen Diplomaten. Ein Weckruf war die Niederlage der Republikaner bei den US-Kongresswahlen und die damit einher gehende Aussicht, dass sich die USA aus dem Irak zurückziehen werden. Das daraus resultierende Chaos fürchten nicht nur die Saudis, sondern auch andere, sunnitisch dominierte arabische Staaten.
Schon jetzt unterstützt Teheran die Schiiten im Irak. Aber es fördert auch die Partei und die Miliz der Schiiten im Libanon, die Hisbollah. Und weil die Hamas aufgrund des finanziellen Boykotts durch den Westen auf der Suche nach Geldgebern war und im Iran einen freigiebigen fand, ist der Einfluss der schiitischen Mullahs auch in Palästina heute größer als vor zwei Jahren, meint die britische Hilfsorganisation Oxfam. Damit wurden auch die Bemühungen Ägyptens um eine palästinensische Einigung untergraben.
Die Saudis befürchten ein ähnliches Schicksal wie die einst im Nahen Osten den politischen Ton angebenden Ägypter. Deshalb treten die strenggläubigen Wahhabiten nun aus dem Dunkel, in dem sie bisher weltweit den Islam förderten, und entfalten seit kurzem hektische diplomatische Aktivitäten.
Riad braucht Erfolge
Mehrfach wurden sunnitische und schiitische Gelehrte und Führer versammelt, der nächste Gipfel der Arabischen Liga soll in Riad stattfinden. Die Bürgerkriegsgefahr im Libanon soll eingedämmt werden, wozu sich Abdullah auch mit dem Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah traf.
Und sogar zu Teheran wurde Kontakt aufgenommen, um, wie es offiziell heißt, den Zwist zwischen Schiiten und Sunniten im Irak zu dämpfen. Gleichzeitig mehren sich allerdings in der arabischen, meist staatlich gelenkten Presse anti-schiitische Töne.
Das saudische Königreich muss bei dieser interreligiösen Gratwanderung vorsichtig sein. Immerhin hat es eine beachtliche schiitische Minderheit - geschätzte fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung von 27 Millionen. Zudem ist die Monarchie und ihr Bündnis mit den USA im Land nicht unumstritten, wie immer neue Terroranschläge zeigen. Mit ein Grund dafür, dass Abdullah Stabilität in der Region und eine Führungsposition in der arabischen Welt wünscht.
Um dieses Ziel zu erreichen, sind diplomatische Erfolge notwendig. Diese werden aber wohl zunächst kein Abschwören der Gewalt und eine Anerkennung Israels beinhalten, was europäische Regierungen und Israels Außenministerin Tzipi Livni am Mittwoch erneut gefordert haben.
Vorläufig geht es nur um die innerpalästinensische Aussöhnung, die in einer Einheitsregierung münden dürfte. In Vorgesprächen wurde ein Großteil der Ministerposten bereits aufgeteilt. Eine Neustrukturierung der Palästinenischen Befreiungsorganisation (PLO), in der die Hamas bisher nicht vertreten ist, wird debattiert. Auch bei der umstrittenen Anerkennung von bereits existierenden Abkommen zwischen Israel und der PLO, die die Hamas bisher ablehnte, bahnt sich ein Kompromiss an: Das umstrittene Wort der "Anerkennung" könnte durch die vagere Formulierung ersetzt werden, die Verträge "respektieren" zu wollen.
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