Gutachten bescheinigt heimischen Unis hohe Qualität, ortet aber auch Schwächen.
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Wien. Von neuro-psychiatrischen Erkrankungen sind in Europa rund 81 Millionen Menschen betroffen, was jährlich Kosten von fast 800 Milliarden Euro verursacht. Vor diesem Hintergrund, der jüngst beim Europäischen Neurologenkongress in Prag zur Sprache kam, gewinnt ein am Dienstag in Wien vom Österreichischen Wissenschaftsrat präsentierter Bericht Bedeutung. Unter der Leitung von Arno Villringer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Kognitive Neurologie und Professor an der Universität Leipzig, analysierten internationale Experten, wie es um die klinischen Neurowissenschaften an den drei österreichischen Medizin-Universitäten bestellt ist.
Österreich sei im Grunde sehr gut aufgestellt, resümierte Villringer. Man habe bewusst keine Vergleiche gezogen oder ein Ranking erstellt, wohl aber die Stärken und Schwächen der Medizin-Unis in Graz, Innsbruck und Wien ermittelt. Exzellente Forschung gebe es unter anderem in Graz zur Bildgebung und zur Pathophysiologie kleiner Schlaganfälle, in Innsbruck zu Bewegungsstörungen, Neurodegeneration (Morbus Parkinson) und Schlaganfallprophylaxe. Wien sei in vielen Bereichen Spitze, etwa in der Neuroimmunologie (Multiple Sklerose), in der Schmerzforschung und bei Depressionen.
Der Bericht empfiehlt eine Reihe von Maßnahmen, für die Investitionen - "nicht in ein Fass ohne Boden, sondern in ein schon gut gefülltes Fass" (Villringer) - nötig wären. Vor allem wird die Errichtung integrativer Zentren für Neurologie, Psychiatrie, Neurochirurgie und Psychosomatik und verstärkte Vernetzung angeregt. Einzelne neue Magnetresonanztomografen sollten angeschafft, in Wien sollte die international anerkannte Vita-Studie, für die derzeit Geld fehle, unbedingt fortgesetzt werden.
Internationalen Aufholbedarf sieht der Bericht in der Gender-Frage (es gibt kaum Frauen in Leitungsfunktionen) und bei der Vergabe der Mittel (die derzeit zu wenig leistungsorientiert erfolge und zu wenig sauber Geld für die Forschung von Geld für die klinische Anwendung trenne).