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Wenn ein Mann mit starrer Miene von den Kameras bedrängt zur Verhandlung schreitet, ein anderer süffisant lächelt, der nächste unbeirrt seine Parolen von sich gibt und wiederum ein anderer behauptet, er wüsste von nichts, dann ist nicht nur von Karlheinz Grasser, Alfons Mensdorff-Pouilly, Peter Hochegger oder Walter Meischberger die Rede. Vielmehr geht es auch um Bilder, die tagtäglich im ORF zu sehen sind und nichts Neues bringen. Dazu das überstrenge Gesicht von Lou Lorenz-Dittlbacher, der monotone Schmäh von Armin Wolf, ein paar Bilder von aufgeregten Österreichern, die die Schnauze voll haben, nicht nur von korrupten Politikern, wahrscheinlich auch von den ewiggleichen Bildern.
Da lohnt es sich doch, ins Nachrichten-TV des Nachbarlandes zu flüchten, allein schon deshalb, um endlich etwas Neues zu Gesicht zu bekommen. Nicht, dass die Moderatoren und das Studiodesign so genial sind, im Gegenteil, erinnern diese doch noch ein bisschen an frühere Zeiten. Aber man sieht Vortragende und Berichtende, die noch ein bisschen Gespür im Körper haben und nicht den "Ach, wir sind ja so erfahren und deshalb langweilt uns das alles"-Charme versprühen, wie es die "ZiB" samt ihren Analytikern oft tut. Wenn Kommentatorin Anna Kyrieleis die deutsche Familienministerin verreißt, macht sie das mit Interesse. Report Mainz und Tagesthemen ergeben eine Stunde Nachrichten, die nicht langweilig werden. Denn Korruption ist nicht das Einzige, worüber man sich ein Bild machen sollte.