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Erhobene Hände im Sportstadion?

Von Christoph Rella

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Seine Hände über den Kopf zu heben, kann in den USA derzeit schnell zu Missverständnissen führen. Vor allem dann, wenn es sich um dunkelhäutige Hände wie jene von Jared Cook, Kenny Britt, Chris Givens, Stedman Baily und Tavon Austin - allesamt Football-Profis des Klubs St. Louis Rams - handelt. Eigentlich hatten sich die fünf Spieler vor dem Spiel gegen Oakland am 30. November mit der Geste mit dem erschossenen schwarzen Teenager Michael Brown solidarisch zeigen wollen, der am 9. August in der US-Stadt Ferguson von einem weißen Polizisten getötet worden war. Die erhobenen Hände gelten seitdem als Erkennungszeichen des Protests. Als der Beamte kürzlich von einem Gericht freigesprochen wurde, kam es im ganzen Land neuerlich zu Demonstrationen - so wie nun auch im Edward Jones Dome von St. Louis.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang allerdings die Reaktion der Polizei von St. Louis, die sich nicht entblödete, die fünf Spieler für ihre Solidaritätsaktion im Stadion anzuschwärzen und den Klub sowie die Liga NFL aufzufordern, die Spieler für ihre unerhörte Kundgebung gefälligst zu bestrafen. Ganz unabhängig davon, dass das Heben von beiden Händen - in welchem Kontext auch immer - nie verboten sein kann (und nachweislich von der Polizei sogar unter bestimmten Umständen gern gefordert wird), ist es doch bezeichnend, wie schwer sich das Musterland für Demokratie und Meinungsfreiheit offensichtlich noch mit dem Thema Rassismus tut. Auch dass man Sport und Politik trennen sollte, wie Rams-Coach Jeff Fisher anlässlich des Falles lakonisch bemerkte, kann hier nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Welcher Platz eignet sich besser für Aktionen gegen Rassismus als der Rasen eines Sportstadions? Lasst doch die Footballer um ihren schwarzen Bruder trauern.