Erstmals wurde am Samstag EU-weit des Massakers im ostbosnischen Srebrenica im Juli 1995 gedacht. Auf dem Friedhof in Potocari unweit der ostbosnischen Kleinstadt wurden weitere 534 identifizierte Opfer beigesetzt werden.
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In den vergangenen Jahren wurden dort bereits mehr als 3200 Opfer beerdigt.
Das Massaker von Srebrenica gilt als das schwerste in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sowohl der Internationale Gerichtshof wie auch das UNO-Kriegsverbrechertribunal stuften es als Völkermord ein.
Nach der Einnahme der von UN-Soldaten geschützten Enklave Srebrenica durch Truppen der bosnischen Serben während der Bosnienkriegs (1992-1995) wurden damals rund 8000 muslimische Männer und männliche Jugendliche getötet. Ihre Leichen wurden in Massengräbern verscharrt und zur Vertuschung mehrmals umgebettet.
Der serbische Regierungschef Cvetkovic setzte anlässlich des Jahrestages große Hoffnungen in eine Verurteilung der Hauptverantwortlichen Karadzic und Mladic. "Wir stehen gegenüber den Opfern in der Schuld, die Verantwortlichen dieser Verbrechen zu verurteilen", erklärte er. Karadzic war nach jahrelanger Flucht vor rund einem Jahr gefasst worden und muss sich nun vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten. Mladic ist weiter flüchtig.
Der Hohe Repräsentant der Vereinten Nationen für Bosnien-Herzegowina, der österreichische Diplomat Valentin Inzko, betonte, dass die Opfer niemals vergessen werden dürften: "Andernfalls würden sie ein zweites Mal sterben." Auch Inzko forderte bei der Trauerfeier, dass die Verantwortlichen für das Massaker vor Gericht gestellt werden. Niemand dürfe das Leiden der Opfer und ihrer Familien "verletzen oder minimalisieren". Es dürfe aber auch niemandem erlaubt werden, "die Erinnerung an diese Fragen für eigene politische Ziele zu missbrauchen".
Das bosniakische Mitglied des Staatspräsidiums, Haris Silajdzic, warf der internationalen Gemeinschaft indirekt vor, den bosnischen Serben immer wieder Zugeständnisse zu machen und damit die Folgen des in Srebrenica begangenen Völkermords aufrechtzuerhalten. "Die Fehler können begangen werden, dürfen aber nicht wiederholt werden", sagte Silajdzic.
Wie die serbische Nachrichtenagentur Beta berichtete, forderten mehrere Nichtregierungsorganisationen die Regierung in Belgrad auf, den 11. Juli zum offiziellen Gedenktag in Serbien zu machen. Im Parlament des zwischen bosnischen Kroaten und Serben geteilten Bosnien Herzegowina hatten am Mittwoch die serbischen Abgeordneten verhindert, dass der 11. Juli zum Gedenktag erklärt wird.
LinkDas Massaker von Srebrenica