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Erkenntnis im Bikini

Von Christina Böck

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Seit diesem Jahr gibt es einen Verlust zu beklagen. Seit heuer gilt nämlich "narzisstische Persönlichkeitsstörung" nicht mehr als offizielle Krankheitsbezeichnung. Das ist nur recht und billig. Denn sieht man sich in Kultur- und vor allem Societyberichterstattung so um, müsste diese Diagnose eine ganze Menge treffen. Ein besonders schönes Beispiel hat die R’n’B-Sängerin Beyoncé in der amerikanischen Ausgabe des Männermagazins "GQ" geliefert. Da erzählt sie manch berückende Einzelheit. Etwa, dass sie ein (wahrscheinlich ziemlich großes) temperatur-kontrolliertes Archiv besitzt, in dem so ziemlich jedes Foto, das je von ihr gemacht wurde, sicher aufbewahrt wird. Unter anderem auch ein Videotagebucheintrag, in dem sie ankündigt, sie werde jetzt noch einen ihrer eigenen Songs anhören, um sich in Stimmung zu bringen für Sex mit ihrem Mann. So weit, so wenig überraschend für einen Megastar. Tatsächlich überrascht, dass Beyoncé einen hellen Moment in Sachen Gleichberechtigung für Frauen hat: "Gleichheit ist ein Mythos, und aus irgendeinem Grund akzeptieren alle, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Ich glaube, dass Frauen finanziell unabhängig von ihren Männern sein sollten. Denn das Geld gibt den Männern die Macht, Qualität zu definieren. Und zu definieren, was sexy ist."

Das ist natürlich wahr. Und es hat eine nachgerade tragische Ironie, so eine Erkenntnis im Interview mit einem Männermagazin zu haben. Für das Beyoncé Fotos in denkbar spärlicher Bekleidung hat machen lassen, die das Interview auf sieben Seiten begleiten.