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Erlebtes und Empfohlenes

Von István Orbán

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Eigentlich wollte ich über etwas ganz anderes schreiben. Darüber nämlich, dass gestern vor 45 Jahren, am 23. Oktober 1956, in Ungarn der Volksaufstand gegen das poststalinistische Regime ausbrach; dass nach dessen Niederschlagung insgesamt mehr als 150.000 Flüchtlinge von Österreich aufgenommen wurden und hier bewundernswerte und berührende Hilfe erfuhren; und wie sehr mich, der ich dieser Großzügigkeit und Offenheit damals selbst teilhaftig wurde, das so traurig gewandelte Verhalten des amtlichen Österreich gegenüber Flüchtlingen schmerzt.

Aber dann gab es auf arte den großartigen Truffaut-Film aus dem Jahr 1980, "Die letzte Métro", mit der wunderbaren Catherine Deneuve als Theaterdirektorin in Paris des Jahres 1942, die ihren jüdischen Mann (Heinz Bennent) vor den Nazis im Keller ihres Theaters versteckt; zu sehen ist auch ein relativ junger Gérard Depardieu. Ein Mussfilm, dem ich nicht widerstehen konnte und wollte. Wer ihn kennt, weiß das. Wer nicht, sollte die Wiederholung am 27. Oktober oder 7. November unbedingt ansehen.

Dann blieb ich gleich bei arte und "Casting" von Emanuel Finkiel, der für ein Filmprojekt jiddisch sprechende französische Aschkenasim zwischen 65 und 90 Jahren als Laiendarsteller suchte. Der Dokumentarfilm - ein Zusammenschnitt aus Gesprächen und Probeaufnahmen - ist eine Hommage an diese sehr lebendigen, humorvollen, fröhlichen, jungen alten Juden, die das Wagnis einer Reise zurück in ihre Vergangenheit unternehmen. Das Ergebnis, den Episodenfilm "Späte Reise" mit diesen beeindruckenden Menschen, sendet arte morgen, Donnerstag, Abend. - Meine zweite unbedingte Empfehlung.