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Erleuchtung in Kitzbühel

Von Francesco Campagner

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Luciano De Crescenzo hatte Recht. Philosophische Erkenntnis gewinnt man nicht unbedingt im Studierzimmer über dicke Wälzer gebeugt, sondern eher beim Gemüsehändler ums Eck oder im Fauteuil vor dem Fernsehgerät. Und deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass gerade in Kitzbühel die Rätsel der Menschheit gelöst werden. Natürlich, Hansi Hinterseer und Toni Sailer würden bei dieser Feststellung gleich mit einem "wo sonst" reagieren, wir Wiener sind da schon ein bisschen zurückhaltender. Doch der Ort der Erleuchtung war Kitzbühel, so viel steht nun einmal fest, und da hilft kein Wehklagen von Cortina, St. Anton oder Wengen.

Erhielten wir treue Zuseher des ORF im Jahr 2001 bei der Slalomübertragung aus dem Tiroler Nobelskiort die eindeutige Antwort auf die Frage "Was trägt der Schotte unterm Schottenrock?", so wurde heuer das Geheimnis des Blumenstraußes gelüftet. Der Dank hiefür gebührt Rainer Schönfelder, der Karawanken-Mischung aus Alberto Tomba und

DJ Ötzi. Denn wer hat nicht schon darüber gerätselt, was die Ski-Asse mit den ihnen bei der Blumenzeremonie überreichten Sträußen anfangen? Die meisten Skifahrer sind ob ihrer Jobs beziehungsfrei, und der Gedanke, dass Hermann Maier, Stephan Eberharter oder Bode Miller den Blumenstrauß fein säuberlich in eine Vase stecken und damit ihre Bleibe im Hotel schmücken, ist ein wenig abwegig. Doch Sonnyboy Schönfelder klärte uns alle auf. Er überreichte seinen Strauß vor aller Augen dem ORF-Interviewer, dem dieses Outing durchaus verlegen machte. So ist es also: Die Skiasse sagen es durch die Blume.