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"Erleuchtungs-Video" Ahmadi-Nejads sorgt für weltweite Aufregung

Von WZ Korrespondent Arian Faal

Politik

Ablehnungsfront gegen die Regierung in Teheran wird immer größer. | Teheran. Der ohnehin heftig kritisierte iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad zieht wieder einmal die Aufmerksamkeit auf sich. Diesmal mit einer Videobotschaft. In den nächsten Tagen werden Fernsehsender rund um den Erdball das "Erleuchtungsvideo" - so der spöttische Kommentar eines französischen Journalisten - ausstrahlen und damit ein weiteres Mal ein trauriges Bild vom Iran vermitteln.


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Mehrere iranische Online-Nachrichtenzeitungen veröffentlichten diese Woche einen Video-Film, der ein Treffen zwischen Ahmadi-Nejad und Ayatollah Amoli zeigt. Dabei berichtet der Präsident über seine Reise nach New York und über die ungewöhnliche Atmosphäre während seiner Rede vor der UN-Vollversammlung.

Selbstbewusst und mit ruhiger Stimme schildert der iranische Regierungschef von seiner US-Visite. Ahmadi-Nejads Ausführungen beginnen über die Debatten um seine Einreisegenehmigung: "Als wir nach New York reisen wollten, gab es im Vorfeld bereits viele Diskussionen und man drohte uns - für den Fall, dass wir tatsächlich in die USA einreisen sollten - zu verhaften. Doch ich sagte: ,Ich werde kommen! Dann antwortete man, dass für unsere Sicherheit nicht garantiert werden könne. Und ich sagte: ,Da ist doch bestimmt etwas im Gange, dass man uns nicht dabei haben möchte. Ich werde kommen!"

Den Herrn um Rat gefragt

Auch den "Herrn" habe er um Rat gefragt. Dieser habe ihn gebeten, die wichtige Reise anzutreten. "Sie (die USA) haben dermaßen gegen uns geworben, dass die ganze Welt auf uns aufmerksam geworden ist" zitiert Ahmadi-Nejad den obersten religiösen Führer des islamischen Gottestaates, Ayatollah Ali Khamenei. Im Anschluss kommt der Präsident zu dem für ihn anscheinend besonders aufregenden Erlebnis: Am letzten Tag hielt er seine Rede vor der UN-Hauptversammlung, "wo fast jeder anwesend war".

Einer von ihnen habe ihn angesprochen: "Als du da oben warst und deine Rede mit "Im Namen des Allmächtigen..." begann, da habe ich ein Licht kommen sehen. Es hat dich umschlossen und du warst während deiner gesamten Rede mit etwas Besonderem umhüllt."

"Tatsächlich habe ich das selbst gespürt", fährt der Präsident stolz und begeistert fort. Plötzlich habe eine "andere Atmosphäre" den Saal geprägt. Während seiner gesamten Redezeit hätte nicht ein einziger Zuhörer mit den Augen geblinzelt.

"Sie waren alle wie erstarrt. Als hätte eine Hand sie alle fest in ihre Stühle gedrückt, ihre Augen und Ohren aufgesperrt, damit sie erfahren welche Botschaft die Islamische Republik zu verkünden hat!"

Gepaart mit einer gewissen Nervosität einerseits - und einem gefährlichen narzistischen Bewusstsein andererseits, hat dieses Video eine ungewöhnliche Wirkung hervorgerufen.

Während oppositionelle Zeitungen eine Psycho-Therapie dringend empfehlen, bleibt für die meisten Iraner beim Anblick dieses Videoausschnittes nichts als Wut, Ratlosigkeit und Verzweiflung. Das Ausland, in dem politische Diskussionen über den Iran angesichts der jüngsten verbalen Angriffe gegen Israel ohnehin mit Kopfschütteln beginnen, wird wohl nur noch Hohn und Spott für den Präsidenten übrig haben.

Immer mehr Iraner

wenden sich ab

Unterdessen beginnt sich in Teheran eine immer größere Allianz gegen den Präsidenten zu bilden. Die Menschen, die ihn zum Präsidenten gewählt haben, wenden sich nach und nach von ihm ab und befürchten bei Fortführung seiner Radikalpolitik eine völlige Isolierung des Iran.