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Erlösung und Strafe

Von Andreas Rauschal

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Vermutlich war es so, dass für das Staffelende von "Alarm für Cobra 11" noch etwas Budget übrig war, das es mittels Sprengkörpereinsatz und ähnlich geartetem Tschinnbumm vehementer denn je zu verblasen galt. Um 20.17 Uhr kam es zur ersten Verfolgungsjagd, an deren Ende der 3er-BMW von Kriminalhauptkommissar Semir Gerkhan die Bodenhaftung verlor. Knapp neun Minuten später explodierten sämtliche Wagen der Autobahnpolizei. Es folgten weitere Verfolgungsjagden, Schusswechsel, Dialoge, die man nie gehört haben wollte, sowie erkleckliche Verbrüderungsgesten: "Vergiss es, du hast Familie!" Das alles ist zunächst vorbei. Bye, bye!


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Seit 1996 gilt die Actionserie, deren Cast mit Schauspielkapazundern wie Gedeon Burkhard und Mark Keller auflauerte, als letzte TV-Bastion für das Auslaufmodell Mann, das zu Fertigpizza und Dosenbier nach getaner Arbeit keinen Anspruch mehr haben will. Keinen wie: gar keinen. Zwar mangelt es der Serie sehr an Erotik. Großkalibrige Schießgewehre durften ersatzweise aber schon immer wild durch die Gegend ballern. Von den kompensatorisch ins Bild gerückten Karossen (der 3er-BMW!) ganz zu schweigen.

Das Verwirrspiel am Donnerstag führte von Kleinganoven im GG-Allin-Look, die "Ey, Digga" sagten, letztlich zum protzenden Italo-Mafioso, der "Ich will die Ratte tot sehen!" sagte. Die Kleinganoven waren egal, der nur vermeintlich Böse am Ende sehr nett. Er hatte Werte. Er zeigte Verantwortung. Er stand seinen Mann! Während die Autobahnpolizisten bis ins Frühjahr pausieren, regiert mit Kampfmönch Lasko nun wieder die Faust Gottes. Erlösung und Strafe bilden den ewigen Kreislauf von RTL.