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Ermordete Journalisten hatten in El-Kaida-Basis Nervengas entdeckt

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Jalalabad - Die Leichen der vier am Montag auf dem Weg von Jalalabad nach Kabul ermordeten Journalisten wurden Dienstag identifiziert und in die Grenzstadt Jalalabad gebracht. In ihren letzten Artikeln hatten die italienische Journalistin Maria Grazia Cutuli und ihr spanischer Kollege Julio Fuentes über ein brisantes Thema geschrieben: In einer aufgelassenen Basis der Bin-Laden- Organisation El Kaida hatten sie Ampullen mit dem Nervengas Sarin entdeckt.


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Der Gouverneur von Jalalabad, Hadji Abdul Kadir, gab Dienstag neue Details über die Morde bekannt. Die Journalistengruppe war von einer Gruppe von bis zu 70 "Banditen" zuerst entführt und dann ermordet worden.

Eine spanische Kollegin vom katalanischen Fernsehen erzählte den Hergang der Ereignisse, wie sie der Fahrer der ermordeten Kollegen erlebt hatte. Demnach waren dem Journalistenkonvoi Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit entgegengerast. Sie hatten das Auto mit den später ermordeten Journalisten gestoppt und diese zum Aussteigen gezwungen. Die Mörder hatten sich als Taliban zu erkennen gegeben und gemeint: "Man sagt dass wir am Ende seien. Aber das ist nicht wahr. Die Talibans sind noch immer da." Der Fahrer durfte nachdem er sich als Moslem bekannt hatte, weggehen, sah aber noch, wie die Journalisten - besonders die Italienerin mit Steinen beworfen und dann niedergeschossen wurden.

Die aus Catania in Sizilien stammende 39-jährige Maria Grazia Cutuli war als Korrespondentin des "Corriere della Sera" nach Afghanistan gekommen und hatte zuvor u.a. aus Afrika berichtet. Sie war auch für die UNO tätig.

Eine lange Karriere als Kriegskorrespondent hatte auch ihr 42-jähriger spanischer Kollege Julio Fuentes von der Zeitung "El Mundo". Er hatte schon aus dem afghanischen Krieg gegen die Sowjetunion berichtet, dann vom iranisch-irakischen Krieg, vom Golfkrieg, den Balkankriegen und über Bürgerkriege in Südamerika. Zuletzt war er Korrespondent in Moskau und schrieb über den Tschetschenienkrieg.

Gemeinsam mit ihnen wurde der für die Reuters Video News arbeitende australische Kameramann Harry Burton (33) ermordet, der nach einem Landwirtschaftsstudium zum Journalismus gekommen und u.a. aus Osttimor berichtet hatte. Er arbeitete erst seit Jänner für Reuters.

Das vierte Opfer war der ebenfalls 33-jährige gebürtige afghanische Fotograf Azizullah Haidari, der 1980 nach Pakistan emigriert war. Der zweifache Vater hatte seine Journalistenkarriere als Übersetzer für Radio Afghanistan gestartet und arbeitete seit 1992 für Reuters.