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Ernesto Illy & Alois Stangl: Genussvolle Verbindung in Sachen Edel-Espresso

Von Christa Karas

Wirtschaft

Ende der achtziger Jahre wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, dass es in Österreich eine Marktlücke in Sachen Kaffeegenuss geben könnte, gelten doch das Land und vor allem Wien mit seinen Kaffeehäusern und der berühmten Kaffeevielfalt als Mekka der Kaffeekultur, wo dem Genießer vom Kleinen Schwarzen über den Einspänner, den Großen Braunen, die Schale Gold bis zur legendären Melange Kaffee in jeder Variation geboten wird. Und dennoch fehlte etwas: Ein perfekter Espresso.


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Alois Stangl war der Mann mit dem "richtigen Riecher". Als er 1990 mit dem Import von illycaffe nach Österreich begann, löste er geradezu einen Espresso-Boom aus. Er wandte sich zunächst ausschließlich an die Top-Gastronomie, wo er sicher gehen konnte, dass das wertvolle Produkt entsprechend gepflegt wird. Stangl zog durch das Land und philosophierte über den wahren Kaffeegenuss: Dass ein guter Kaffee nämlich nicht an einer randvoll gefüllten Tasse zu erkennen ist, sondern am dichten Aroma, sämigen Geschmack und langen Abgang. Stangl positionierte illycaffe - der Produktqualität entsprechend - ganz an die Spitze, wobei ihm gewiss der Geschmack der Österreicher entgegenkam, die italienischen Kaffee auf ihren Reisen zu schätzen gelernt hatten und diesen daheim trotz aller sonstigen Vielfalt schmerzlich vermissten - und zwar insbesondere nach dem Essen: Klein, fein, heiß und eben Espresso. Nun feierte der norditalienische Familienbetrieb illycaffe sein 10-Jahr-Jubiläum in Österreich. Von 1990 bis 1999 schnellte der Absatz der edlen Kaffee-Mischung hier zu Lande von rund 3 auf 179 Tonnen nach oben. Für 2000 erwartet Generalimporteur Stangl ein weiteres Absatzplus von 23% auf rund 220 Tonnen. Stangl, der sich im Kaffeegeschäft auf seine Erfahrungen aus dem Top-Weinhandel stützen konnte, beliefert zehn Jahre nach dem Start in Österreich 750 heimische Kaffeehäuser und Restaurants mit illycaffe. Seine perfekte Betreuung der wertvollen Bohnenmarke wurde von dem Triestiner Unternehmen mit großem Interesse verfolgt und erregte alsbald derartiges Wohlwollen, dass Stangl 1995 "Distributor of the Year" und seine Markteinführungsstrategie den internationalen Partnerunternehmen von illycaffe weiter empfohlen wurde. "Alois Stangl steht für Qualität. Aus diesem Grund könnten wir uns keinen besseren Mann für die Betreuung von illycaffe in Österreich wünschen. Er hat illycaffe perfekt am Markt positioniert und sehr viel zur Hebung der österreichischen Kaffeekultur beigetragen", schwärmt der Doyen des Betriebes, Ernesto Illy.

illycaffe ist seit der Gründung 1935 ein echtes Familienunternehmen geblieben. Damals startete der Kaufmann Francesco Illy den Handel mit Kaffee, Kakao und Kaffeemaschinen. Als begabtem Erfinder gelangen ihm Innovationen, die für die Expansion des Betriebes entscheidend sein sollten. So verbesserte er die üblichen, aus Neapel stammenden Maschinen zur Kaffeezubereitung und brachte noch im selben Jahr mit der "Illetta" die erste automatische Espressomaschine auf den Markt, die komprimierte heiße Luft anstelle von Wasserdampf einsetzte. Dadurch ließ sich die Temperatur besser kontrollieren, der Kaffee "verbrannte" nicht mehr durch den heißen Dampf. Weiters entwickelte Francesco Illy ein System zur aromadichten Verpackung von Kaffee, auf das die Firma noch heute ein Patent hält. Dabei kommen die Bohnen oder gemahlener Kaffee in hermetisch versiegelte Blechdosen, aus denen zuvor die Luft extrahiert und durch neutrales Gas ersetzt wird. In einer solchen Dose behält der Kaffee sein Aroma nicht nur, es verbessert sich sogar. 1949 trat Francesco Illys Sohn Ernesto in das Unternehmen ein, dessen Leitung er 1956 übernahm. Als promovierter Chemiker gründete er ein hauseigenes Forschungslabor, in dem seither an der permanenten Perfektionierung von Herstellung, Lagerung und Zubereitung von Espresso getüftelt wird. Die wahrscheinlich wichtigste Erfindung aus diesem Labor ist ein Spektrometer, mit dem die Qualität roher Kaffeebohnen überprüft werden kann - ein unentbehrliches Instrument für Einkäufer von Rohkaffee, die die Qualität der Ware bewahren wollen. Ernesto Illy widmete sein ganzes Leben der Erforschung des perfekten Espresso. Inzwischen hat er sich längst in die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden zurückgezogen. Für die täglichen Geschäfte ist seit 1994 einer seiner Söhne zuständig, nämlich der heute 36jährige Andrea Illy. Und auch die anderen Kinder Ernesto Illys bekleiden Positionen im Unternehmen: Riccardo ist Vizepräsident (und nebenbei seit 1993 Bürgermeister von Triest), Anna Illy ist Direktorin und Mitglied des Aufsichtsrates. Laut Ernesto Illy werden täglich in den Kaffeehäusern und Bars der ganzen Welt rund 3 Millionen illycaffe-Espressi serviert, 2 Millionen davon allein in Italien. Mit seinen weltweit 400 Mitarbeitern erzeugt und vertreibt das Unternehmen mehr als 9.000 Tonnen illycaffe pro Jahr. 1999 erzielte illycaffe einen Umsatz von 300 Mrd. Lire (2 Mrd. Schilling/145,3 Mill. Euro). In mehr als 60 Ländern auf 5 Kontinenten arbeitet illycaffe mit sechs Tochterfirmen und 32 Vertretungen zusammen. Auf dem europäischen und nordamerikanischen Markt ist das Unternehmen stark vertreten. Derzeit wird in Japan und Südamerika expandiert. 1999 betrug der Exportanteil 37%. Am Heimatmarkt Italien gilt illycaffe als Marktführer.