Der Fördertopf für Photovoltaik-Anlagen ist gut gefüllt, der Run darauf programmiert. Doch die Umsetzung stockt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Seit Donnerstag können Unternehmen und Private für ihre geplanten Photovoltaik-Anlagen (PV) Förderungen beantragen. Das Besondere dabei: So groß war der Topf noch nie. 240 Millionen Euro stehen für PV-Anlagen und Stromspeicher zur Verfügung. "Da ist viel Potenzial vorhanden", sagt Vera Immitzer, Geschäftsführerin des österreichischen Photovoltaik-Verbandes. Wurden im Jahr 2020 Anlagen mit einer Leistung von 350 Megawatt verbaut - 2021 waren es schätzungsweise 450 Megawatt -, werden durch die Förderung 1.000 Megawatt Leistung möglich, so Immitzer.
Die Branche könnte jubeln, doch die geopolitischen Ereignisse versetzen der Freude einen Dämpfer: "Wir haben das Problem der defekten Lieferketten", sagt Andreas Wirth, Bundesinnungsmeister der Elektrotechniker. Wechselrichter, die für die Nutzung des erzeugten Stroms aus Photovoltaikanlagen benötigt werden, beziehungsweise die darin verbauten Chips, fehlen. Das andere Problem Wirths und der Branche ist der Fachkräftemangel. "Wir haben dem mit positivem Image entgegengesetzt, die Berufsschulen verzeichnen in der Elektrolehre ein Plus von 14 Prozent." Um den Mangel akut auszugleichen, wurde im vergangenen Jahr die Ausbildung zum Elektropraktiker mit festgelegten Tätigkeiten ins Leben gerufen. Diese sind ausschließlich auf die Montage von Photovoltaikanlagen spezialisiert. Der Erfolg der zweimonatigen Ausbildung, die sich an Quereinsteiger richtet und die bei den Bildungsanbietern Wifi und bfi angeboten wird, sei aber mäßig, sagt Wirth. Meistens kämen die Quereinsteiger vom AMS und diese würden sich oft nicht als geeignet erweisen, kritisiert Wirth. Deswegen werde auch eine Kampagne für die Ausbildung zum Elektriker gestartet, kündigt Wirth an. "Denn die Branche ist krisensicher. Als Elektriker findet man überall Arbeit." Für die Ausbildung spreche man auch gezielt anerkannte Flüchtlinge an.
Calls für Erneuerbare
In der derzeitigen Situation überwiegt jedoch das Positive: "Der Energiemarkt ist unsere beste Werbetrommel", sagt Wirth. Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen habe sich aufgrund der gestiegenen Energiepreise versechsfacht, so der Elektroinnungsmeister, der den neuen Fördertopf ebenfalls begrüßt: "Das gibt auch Unternehmen Planungssicherheit." Immitzer vom PV-Verband rechnet damit, dass auch die PV-Industrie nun vermehrt nach Europa zurückkommt - und auch die heimischen Anlagenbauer wachsen werden.
Die Förderung der OeMAG gemäß Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sieht unter anderem auch höhere Fördersätze vor als bisher. So erhalten die Antragsteller für ihre neue PV-Anlage oder Erweiterung 258 Euro pro kWp (Kilowatt Peak) Leistung, also 35 Euro mehr als davor.
Um einen Antrag in den unterschiedlichen Kategorien stellen zu können, ist die Registrierung und Ziehung eines Online-Tickets auf der Website oem-ag.at erforderlich. Die Gelder werden in der Kategorie A (bis zu zehn kWp) nach dem First-come-first-served-Prinzip vergeben, in den Kategorien B bis D (bis 1000 kWp) werden Anträge mit dem geringsten Förderbedarf nach vorne gereiht.
Nicht nur PV-Anlagen werden heuer gefördert. Für kleinere und mittlere Kraftwerke stehen insgesamt 60 Millionen Euro zur Verfügung. Die Calls für Biomasse, Wasserkraft und Windkraft werden im Lauf des Jahres folgen. Eine Verordnung für eine Marktprämie für eingespeisten Strom will das Klimaministerium (Grüne) im Herbst vorlegen.
Der Run auf erneuerbare Energien wird sich angesichts des russischen Krieges in der Ukraine und das Streben nach Unabhängigkeit von russischem Gas wohl verfestigen. Bereits im kommenden Jahr sollen laut eines Gesetzesentwurfes des Klimaministeriums Gasheizungen in Neubauten verboten werden, berichteten Medien. Genauso wie bei PV-Anlagen kommen auch Anlagenbauer von beispielsweise Pellets-Heizungen angesichts der steigenden Anfragen ins Schwitzen.