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Erneuter Angriff auf Flughafen Karachi

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Die Terrorangriffe dürften die ohnehin nicht besonders vielversprechenden Friedensverhandlungen mit den Taliban erst einmal wieder beenden.


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Karachi. Pakistans wichtigster Flughafen ist den zweiten Tag in Folge von Terroristen angegriffen worden. Rund zehn Taliban-Kämpfer attackierten am Dienstagmorgen einen Stützpunkt des Sicherheitspersonals am Jinnah International Airport in Karachi, nur einige hundert Meter von der Start- und Landebahn entfernt. Flüge von und nach Karachi wurde zeitweise ausgesetzt und umgeleitet. Die Taliban bekannten sich wenig später zu dem Anschlag. "Diese Angriffswelle ist eine Rache für die Bombardierungen und die Grausamkeiten der Regierung und wird anhalten", sagte ein Sprecher der Organisation.

Der Terror-Anschlag erfolgte kaum 24 Stunden nach der spektakulären Stürmung des Cargo-Terminals durch die Taliban, bei der mindestens 38 Menschen ums Leben gekommen waren. Erst nach stundenlangen Gefechten mit den gut bewaffneten Angreifern war es dem pakistanischen Militär am Montagmorgen gelungen, den Flughafen wieder unter Kontrolle zu bringen.

Bei dem Angriff am Dienstagmorgen eröffnete eine Gruppe von Angreifern auf Motorrädern mit Maschinengewehren und Raketenwerfern das Feuer auf den Posten, drang aber nicht in die Anlage ein. Die Kämpfer flohen später in das gesetzlose Slum-Viertel Pehlwan Goth, das im Norden an den Flughafen grenzt. Die Hafenmetropole Karachi ist bekannt für die dort herrschende explosive Mischung aus kriminellen Banden und islamistischen Terrorgruppen, die die Stadt zu einem der unsichersten Plätze Pakistans machen. Der Anschlag auf den Flughafen am Dienstag war untypisch für die Taliban, die üblicherweise Selbstmordkommandos schicken.

Die Sperre von Pakistans wichtigstem Flughafen wegen Terrorangriffen für zwei Tage in Folge ist eine klare Demonstration der Stärke der aufständischen Taliban und wirft ein Licht auf die wachsende Instabilität des Atomwaffen-Staates, die die ganze Region bedrohen könnte. Pakistans Militär bemühte sich nach Kräften, die Bedeutung der Anschläge herunterzuspielen, und erklärte, der Flughafen in Karachi sei "zu 100 Prozent sicher". Doch angesichts der perfekten Flucht der Terroristen nach dem Angriff auf den Flughafen in das nahegelegene Elendsviertel konnte die Versicherung der Sicherheitskräfte nur wenig zur allgemeinen Beruhigung beitragen.

Die pakistanischen Taliban - eine lose Gruppierung von islamistischen Terror-Organisationen und Kriminellen - hatten vor einigen Monaten einen Waffenstillstand deklariert und Friedensverhandlungen mit der Regierung unter Premierminister Nawaz Sharif begonnen, um eine massive Militäroperation der pakistanischen Armee gegen sie abzuwenden. Doch während die Regierung offenbar mit einem Teil der Taliban verhandelte, ging die Armee gegen andere Aufständische weiter vor.

Die Terrorangriffe auf den Flughafen in Karachi dürften die ohnehin nicht besonders vielversprechenden Friedensverhandlungen erst einmal wieder beenden und dem Militär jetzt einen guten Grund liefern, eine neue Offensive im unruhigen und abgelegenen Nord-Waziristan zu starten, das als Rückzugsgebiet für Taliban- und Al-Kaida-Kämpfer gilt.