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Keine Frage, wir leben in ernsten Zeiten. Dieser Tatsache kann und will sich auch die Unterhaltungsindustrie nur schwer entziehen. Vor allem Letzteres kann gar nicht genug lobend erwähnt werden.
Schließlich wissen wir spätestens seit den 30er und 40er Jahren von der aufbauenden Wirkung richtig in Szene gesetzter Gefühlswallungen. In Tagen wie diesen muss eben jeder seinen Beitrag leisten, die Bürger auf die Prüfungen einzustimmen, die noch vor uns liegen.
Dabei ist es gut zu wissen, dass auch hier viele Wege zum selben Ziel führen können. Da heißt es eben, mit seinen Talenten wuchern. Vor diesem Hintergrund hat sich nun der ORF, seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag und der vor-österlichen Leidenszeit gemäß, dazu entschlossen, die mögliche Unbarmherzigkeit des Seins heute Abend live in die Wohnzimmer zu übertragen.
Selbst auf das, was mittlerweile bei TV-Auftritten von Janet Jackson gang und gäbe ist - nämlich die Live-Ausstrahlung um einige Sekunden zu verzögern, um unerwünschte Hoppalas herausschneiden zu können -, will der ORF verzichten.
Das ganze Land blickt heute Abend also wieder einmal auf Hans Krankl und seine Burschen, wenn Österreich sich anschickt, im Spiel gegen die Slowakei seinen Platz in der großen weiten Welt zu finden. Und sage nachher niemand, es habe sich ohnehin nur um ein Freundschaftsspiel gehandelt. Die Wahrheit ist schließlich auch ungeschminkt zumutbar. Wie gesagt: Wir leben in ernsten Zeiten.