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Otto Rehhagel war noch nie für den einfachen Weg zu haben, das muss man ihm zugute halten. Dass er sich die deutsche Liga nach zwölfjähriger Absenz noch antut, ist bemerkenswert, der Elan, mit dem der 73-Jährige sein Traineramt beim abstiegsgefährdeten Berliner Traditionsklub Hertha angetreten ist, ebenso. Das muss doch Eindruck auf die Spieler gemacht haben, sollte man meinen. Doch spätestens nach dem ersten Spiel der Ära "König Ottos", wie er nicht nur von Boulevardmedien, sondern auch vom Verein selbst genannt wird, ist die Aufbruchsstimmung Ernüchterung gewichen. Das 0:3 gegen Augsburg war nicht nur in spielerischer Hinsicht, sondern auch von der Art und Weise, wie sich die Spieler ihrem Schicksal ergaben, eine Offenbarung.
Um seine Spieler wieder aufzubauen, gab Rehhagel ihnen am Tag danach frei. Das mag psychologisch sinnvoll sein, und vielleicht schaffen Rehhagel und die Hertha, die erstmals auf einen Relegationsplatz abgerutscht ist, ja doch noch den Turnaround. Und wenn nicht, wäre es sicher nicht legitim, das nur dem Trainer alleine zuzuschreiben.
Dennoch scheint offensichtlich, dass auch er das Gefühl der Hilflosigkeit nicht aufzuhalten im Stande ist. Erkenntnisse wie "Wir sind nicht der FC Bayern und spielen nicht wie Barcelona" passen da ins triste Bild. Mit dem Brimborium, mit dem man Rehhagels Ankunft inszenierte, hat sich die Hertha jedenfalls keinen Gefallen getan. Und sein Feldherrentum ("Das Gesetz bin ich") macht auch König Otto nur noch angreifbarer.