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"Erpresserischer Druck"

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Anlegerschützer Wilhelm Rasinger ist entschieden gegen Länder-Ratings.


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Wien. Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbands für Anleger (IVA), ist entschieden gegen die derzeit praktizierten Länderbewertungen der Ratingagenturen. "Ein Rating über ein Unternehmen ist für einen Gläubiger eine Bequemlichkeit, für die ich Verständnis habe, aber die Landesratings sehe ich sehr kritisch", sagt Anlegerschützer Rasinger. "Denn es ist problematisch, wenn man etwas, was für Firmen sinnvoll ist, auf Volkswirtschaften und Staaten zur Anwendung bringt." Nachsatz: "Hier werden Staaten erpresserisch unter Druck gesetzt, weil man ihnen mit dem oder dem Rating droht, Zahlungsausfall oder kein Ausfall, was gigantische Auswirkungen hat."

Laut Rasinger sind diese Länder-Ratings mittlerweile ein Instrument der Politik. "Für jedes Rating wird sich eine Begründung finden", sagte der Kapitalmarktexperte. "Hier greift eine gewisse Willkür Platz."

Für Volkswirtschaften müssten andere Beurteilungskriterien gelten als für die Unternehmen. "Es müsste nach anderen Überlegungen vorgegangen werden", sagt Rasinger. Denn die Vergabe von Krediten an Länder sei anders als die an Unternehmen. "Wir sind davon ausgegangen, dass Volkswirtschaften unsinkbare Schiffe sind, aber diese Fiktion ist so nicht aufrecht zu halten", sagt Rasinger. Das sollten auch die Gläubiger bedenken, die die Staaten zuvor mit Geld gestopft haben. "Wenn jemand schwach ist, muss ich ihn von den Zinsen entlasten und nicht noch welche draufsetzen", wettert Rasinger. "Da geht die Finanzwirtschaft eindeutig zu weit."