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Sportlich ist die Spannung im deutschen Fußball endenwollend, dann werden die Schlagzeilen eben abseits des Platzes gemacht. Am Montag flog Wolfsburgs Max Kruse aus dem DFB-Team, weil er in der Nacht auf Sonntag einer Frau in einer Diskothek das Handy weggenommen und Fotos von ihm darauf gelöscht hatte. Da nützte weder eine Entschuldigung, noch ließ Löw als Milderungsgrund gelten, dass Kruse an jenem Abend seinen Geburtstag feierte und das nächste Spiel in weiter Ferne lag; er ist quasi Wiederholungstäter. Vor der WM 2014 wurde er aus dem Kader gestrichen, angeblich hatte er Damenbesuch im Hotel, erst vor einer Woche wurde bekannt, dass er im Oktober frühmorgens in einem Taxi 75.000 Euro, gewonnen bei einem Pokerturnier, vergessen hatte. Das Geld ist futsch, Kruses Karriere im Team vorerst auch, dazu kamen Geldstrafen von Wolfsburg. Und zu allem Überdruss wurde am Montag auch noch ein Nacktvideo von ihm durchs Internet gejagt. Freilich war sein Verhalten ungeschickt, wenn nicht dumm. Doch ein Beigeschmack bleibt: Wieso wurde die Taxigeschichte erst jetzt via "Bild" lanciert? Ist es Zufall, dass die Diskobesucherin eine Reporterin genau jener Zeitung war? Und warum wurden andere für schlimmere Vergehen weniger streng bestraft? Kevin Großkreutz etwa urinierte vor der WM 2014 in einer Hotellobby und betätigte sich des Nachts als Dönerwerfer. Er wurde ermahnt. Marco Reus fuhr monatelang ohne Führerschein. Und Löw musste seinen schon mehrfach wegen Raserei abgeben. Fazit: Im Fußball herrscht eine Doppelmoral, die vielleicht noch mehr für Erregung öffentlichen Ärgernisses sorgen sollte als die Geburtstagsparty eines 28-Jährigen.